1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Halle
  6. >
  7. Hallescher Experte verrät, was beim Kauf eines Weihnachtsbaums beachtet werden sollte

Tanne, Fichte oder lieber Kiefer? Hallescher Experte verrät, was beim Kauf eines Weihnachtsbaums beachtet werden sollte

In fast jedem Wohnzimmer steht spätestens am Heiligabend ein Nadel-Exemplar. Doch welcher ist der Richtige?

Von Katja Pausch 08.12.2021, 11:00
Bei Weihnachtsbaumverkäufer Jörg Nawrat fällt die Auswahl schwer: Soll es eine Blaufichte (vorne links), eine  Colorado-Tanne mit harzigem Duft (r.) oder die gute klassische Nordmanntanne (hinten) sein?
Bei Weihnachtsbaumverkäufer Jörg Nawrat fällt die Auswahl schwer: Soll es eine Blaufichte (vorne links), eine Colorado-Tanne mit harzigem Duft (r.) oder die gute klassische Nordmanntanne (hinten) sein? Fotos: Katja Pausch

Halle (Saale)/MZ - Gleich hinter einer einladend offenstehenden Toreinfahrt in der Reilstraße beginnt er - Halles Weihnachtsbaumwald. Mittendrin: Jörg Nawrat. Gerade erst von einer Lieferfahrt aus Sachsen zurück, hat der Hallenser die nächste Fuhre der begehrten Nadelbäume auf dem weitläufigen Gartengrundstück hinter dem Blumenhaus Zeising abgeladen.

Von Blaufichte über Kiefer bis Nordmanntanne sind Bäume in insgesamt sieben bis acht Sorten im Angebot

Seit fast 30 Jahren ist der gelernte Florist auch Weihnachtsbaumverkäufer. „Angefangen habe ich damit noch als Lehrling im Betrieb meiner Mutter Christine Zeising: mit 17 Bäumen, einer Axt, einer Säge und Paketband“, erinnert sich Nawrat und muss schmunzeln. Die praktischen Trichter, durch die heute die Bäume gezogen und damit transportfähig im Netz verpackt werden, waren hierzulande Anfang der 90er Jahre noch eher unüblich. Und auch die kostspieligen Baumständer für die Präsentation im Freien hat Nawrat anfangs noch aus alten Felgen samt Autoreifen selbst zusammengebaut.

Während Nawrats Schwester Kathrin - ebenfalls im seit 1877 bestehenden Familienbetrieb Zeising - den Meisterbrief in Floristik hat und kreative Gestecke gestaltet, konzentriert sich Nawrat auf Pflanzenverkauf, Grab- und Baumpflege. Zur Adventszeit stehen natürlich die Nadelbäume im Mittelpunkt. Von Blaufichte über Kiefer bis Nordmanntanne sind Bäume in insgesamt sieben bis acht Sorten im Angebot - alle aus der Region.

Hohe Bäume bei Altbau-Mietern beliebt

Mit der Colorado-Tanne hat der dreifache Familienvater übrigens einen besonderen Baum im Bestand: „Die sehen toll aus und duften leicht zitronig nach Harz.“ Und noch etwas zeichnet Nawrats Bäume aus: „Es ist Bio-Ware“. Bio bei Bäumen? Was ungewöhnlich klingt, ist laut Baum-Experte Nawrat schlüssig: „Die Bäume werden nicht mit Pestiziden behandelt und bekommen, wie bei langsam wachsenden Nadelbäumen wie der Tanne schonmal üblich, auch keine Wachstumsbeschleuniger“.

Mit Bäumen zwischen knapp einem und 4,50 Meter Höhe ist für jeden Anspruch etwas dabei. Er habe sich auf große Bäume spezialisiert - nicht nur, weil viele seiner Kunden Bewohner von hohen Altbauwohnungen seien und die Nachfrage daher groß sei. Sondern auch, weil Nawrat Großveranstalter und Einrichtungen mit seinen meterhohen Bäumen ausstattet - „in Coronazeiten natürlich kaum noch“, bedauert er.

Nehman Rezaie, vor fünf Jahren aus Afghanistan geflüchtet, ist als Helfer beim Baumverkauf unentbehrlich. Demnächst will er eine Ausbildung beginnen.
Nehman Rezaie, vor fünf Jahren aus Afghanistan geflüchtet, ist als Helfer beim Baumverkauf unentbehrlich. Demnächst will er eine Ausbildung beginnen.
Katja Pausch

„Anspitz-Service“ und mögliche Lieferung des Weihnachtsbaumes

Viele Kunden kämen Jahr für Jahr wieder und suchten stets den gleichen Baum aus, und so mancher frage direkt nach einem „Kerzenbaum“. Das, so Nawrat, „sind etwas luftiger gewachsene Bäume, in denen echte Baumkerzen mehr Platz haben“. Dennoch müsse man da sehr vorsichtig sein: „So ein Baum brennt rasend schnell“. Das weiß Nawrat aus Erfahrung: Zeisings Oster- und Adventsmärkte mit Lagerfeuer (und Feuerwehr vor Ort), von Nawrat organisiert, waren bis Coronabeginn angesagte Events in Halle.

Wer seinen Baum nicht selbst abholen kann, bekommt ihn übrigens geliefert. Der „Anspitz-Service“ - das Kürzen des Stammes um etwa einen Zentimeter, damit der Baum Wasser aufnehmen kann - ist ebenfalls selbstverständlich. Bis zum Fest sollte der Baum laut Nawrat bei sechs bis acht Grad Celsius gelagert werden, „am besten im Netz“. Und woran erkennt der Laie nun, um welchen Nadelbaum es sich handelt? „Fichte sticht, Tanne nicht“, bringt es der Weihnachtsbaum-Experte auf den (spitzen) Punkt.