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Hallesche Spezialistin am Martha-Maria Krankenhaus Hallesche Spezialistin am Martha-Maria Krankenhaus: Zur Knie-OP nach Indien

Von Katja Pausch 15.03.2016, 16:33
Gruppenbild mit Indern: Parkash Sing, Amber Mittal, Sabine Schmitt und Karan Gauri (v. l.) in der typischen OP-Kleidung
Gruppenbild mit Indern: Parkash Sing, Amber Mittal, Sabine Schmitt und Karan Gauri (v. l.) in der typischen OP-Kleidung Martha Maria

Halle (Saale) - Seit Jahren ist Sabine Schmitt als Spezialistin für die Implantation eines besonderen künstlichen Kniegelenks bekannt - und das auf internationaler Ebene. Doch das war auch für die Chefärztin der Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie am Krankenhaus Martha-Maria in Dölau etwas Besonderes: Auf einem Orthopädie-Kongress im indischen New Delhi Ende 2015, zu dem die hallesche Medizinerin als Teilnehmerin geladen war, wurde die Expertin direkt aus einem Live-OP in der Millionenstadt in den Kongress zugeschaltet.
„Ich bin während des Kongresses gefragt worden, ob ich die Operation an einem indischen Patienten übernehmen würde“, erzählt Sabine Schmitt.

Nach dem Erhalt einer für Indien nötigen Arbeitslizenz habe sie sich einen Tag zuvor dem Patienten vorgestellt. „Dem Inder sollte zunächst ein neues Kniegelenk eingesetzt werden, doch auf den unbedingten Wunsch des Patienten hin wurden gleich zwei neue Knie eingesetzt“, so die erfahrene Ärztin. Die Operation wurde von einem TV-Team übertragen, jeder Handgriff musste von Sabine Schmitt in englischer Sprache kommentiert und erläutert werden. „Und mit einem Team zu arbeiten, das man nicht kennt - das ist schon eine große Herausforderung“, so Sabine Schmitt und meint dabei nicht nur das Reichen der Instrumente. Es sei immer wieder interessant und befruchtend zu erleben, wie unterschiedlich medizinische Versorgung zum Beispiel in Indien oder in den USA ablaufe, meint die rührige Chefärztin.

Vom New Yorker Kniespezialist aufgesucht

Seit über 20 Jahren in der Orthopädie tätig, hat sich die Südhessin, die an der Mannheimer Universität studiert hat, im Rahmen ihrer Oberarztausbildung auf Prothetik und Endoprothetik spezialisiert, seit 13 Jahren implantiert sie als eine der wenigen auf ihrem Fachgebiet ein amerikanisches Knie-Modell. 2013 wurde die Spezialistin am halleschen Martha-Maria von dem bekannten New Yorker Kniespezialisten Donald Kastenbaum in Halle aufgesucht, der die Operationsmethode von ihr lernen wollte.

Ärzte-Besuch aus Indien

Seither ist die Orthopädin viel in der Welt unterwegs - und zugleich ist sie als kompetente Gesprächspartnerin am Martha Maria in Dölau, wo sie seit 2008 Chefärztin ist, sehr gefragt. Im Ergebnis ihres Indien-Aufenthaltes waren nun drei Fachärzte aus Indien am Martha Maria zu Gast, um drei Tage lang bei Knie- und Hüft-Operationen zu hospitieren und die neuen Kenntnisse dann nach Indien mitzunehmen. Die Verständigung erfolgte natürlich auf Englisch. Und auch nochmalige Einladungen der indischen Kollegen für weitere Demo-Operationen in indischen Kliniken hat Sabine Schmitt mittlerweile erhalten. „Die dortigen Kliniken sind top Krankenhäuser von höchstem Standard“, lobt die Chefärztin des Martha Maria. Rund 1.000 bis 2.000 Prothesen würden, zumindest in Kliniken in den Millionenstädten, pro Jahr eingesetzt. „Doch auch wir müssen uns nicht verstecken“, meint sie. Immerhin würde das Martha Maria rund 600 Knie- und Hüftgelenke implantieren.

Hallesche Patienten lernen mit Zauberwürfel

Aus Indien hat Frau Dr. Schmitt aber noch etwas mitgebracht: einen „Zauberwürfel“, der nach verschiedenen Seiten aufklappbar ist und in jeder dieser Ansichten den indischen Patienten mit genauen Bildern (und in englischer Sprache) Bewegungsübungen für das operierte Knie in den Wochen nach der Operation empfiehlt. Der Würfel soll nun für Schmitts Patienten in Halle auch ins Deutsche übersetzt werden. Und wer weiß – vielleicht wird er sogar in Indien produziert – unter fairen Arbeitsbedingungen natürlich. (mz)