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Halles Bildungsäquator Halles Bildungsäquator: So unterscheiden sich Bildungschancen nach Stadtregionen

Von Jan-Ole Prasse 19.08.2015, 14:44
Halle ist was die Bildung angeht eine geteilte Stadt.
Halle ist was die Bildung angeht eine geteilte Stadt. dpa/Symbol Lizenz

Halle (Saale) - Halle ist eine geteilte Stadt - zumindest bei der Bildung. Die Grenze verläuft von West nach Ost entlang der Magistrale über die B 80 und die Delitzscher Straße. Beinahe alle Grundschulen, die nördlich dieser Linie liegen, haben einen deutlich höheren Anteil an Kindern, die auf das Gymnasium wechseln, als diejenigen, die südlich davon liegen. Es ist der hallesche Bildungsäquator.

Konkret: Während im Norden im Durchschnitt rund 60 Prozent der Grundschulabgänger zum kommenden Schuljahr auf das Gymnasium wechseln, sind es im Süden nur 37,5 Prozent. Im Schnitt streben 48,6 Prozent der Viertklässler das Abitur an. Das geht aus Zahlen hervor, die die Stadt veröffentlicht hat. „Es wird deutlich, dass auch in Halle Wohnort und Bildungschancen der Kindern zusammengehören“, sagte der zuständige Bildungsbeigeordnete Tobias Kogge auf MZ-Anfrage.

Dies zeigt sich ganz besonders bei den Schulen mit den besten Gymnasialquoten. Unter den zehn Grundschulen mit der höchsten Quote ist nur eine aus dem Süden dabei: Radewell. Die meisten künftigen Abiturienten kommen aus Kröllwitz und Dölau. Von diesen Grundschulen wechseln rund 85 Prozent der Viertklässler auf ein Gymnasium.

Unter den zehn Schulen mit den wenigstens Gymnasiasten befinden sich acht im Süden der Stadt. Besonders wenige Viertklässler schaffen in der Silberhöhe den Sprung auf das Gymnasium: Sieben von 103 Schülern aus den beiden Grundschulen Hanoier Straße und Silberwald. Das entspricht einer Quote von rund 14 Prozent. Auch in der südlichen und südwestlichen Neustadt sind die Gymnasialquoten mit 20 bis 30 Prozent stark unterdurchschnittlich.

Bundesweite Studien zur Chancenungleichheit auf kommunaler Ebene eindeutig bestätigen

Hier zeigt sich auch der Zusammenhang mit der sozialen Situation in den Stadtteilen. So liegt der Anteil der Hartz-IV-Empfänger an der Gesamtbevölkerung unter 65 Jahren in der Silberhöhe bei rund 40 Prozent. In der Südlichen und in der Westlichen Neustadt mit 31 beziehungsweise 34 Prozent nur leicht darunter. In Kröllwitz liegt der Anteil dagegen nur bei 4,1 Prozent, in Dölau bei 2,9 Prozent. „Der soziale Status bestimmt offensichtlich auch in Halle ganz immens den Bildungserfolg der Kinder“, sagt Melanie Ranft (Grüne), Vorsitzende des Bildungsausschusses. Damit würden sich bundesweite Studien zur Chancenungleichheit auf kommunaler Ebene eindeutig bestätigen.

Gegenmaßnahmen, um diesen Zusammenhang zwischen sozialem Status und Bildungserfolg aufzubrechen, seien schwierig, sagt Bodo Meerheim, Fraktionsvorsitzende der Linken im Stadtrat. Als Stadt könne man nur versuchen, die Schulen in den benachteiligten Stadtteilen schnellstmöglich zu sanieren. Denn das Lernumfeld zeige am Ende auch die Wertschätzung von Bildung. „Wir müssen schauen, dass wir im Zweifel Geld aus dem Haushalt umlenken“, sagte Meerheim, der auch Vorsitzender des Finanzausschusses ist. Auch Andreas Schachtschneider (CDU) hält diesen Schritt für richtig: „Dort, wo die Gymnasialquote schwach ist, müssen die Schulen in einem Topzustand sein.“

Auf die personelle Ausstattung der Schulen hat Halle dagegen keinen Einfluss. Dafür ist das Land Sachsen-Anhalt zuständig. „An diesen Schulen muss die Förderung und Betreuung der Kindern intensiver werden. Dafür braucht es mehr Lehrer“, fordert Meerheim. (mz)