Halle Halle: Zirpen für die Evolution

Halle (Saale)/MZ. - Zikaden sind ganz besondere Tiere. Nicht nur, dass sie in vielen Menschen Erinnerungen an warme Sommernächte wachrufen. Die handtellergroßen Insekten sind außerdem ausgesprochen kommunikative Wesen. Fast ihre gesamte Verständigung basiert auf rhythmisch zirpenden Geräuschen, die sie in vielen Variationen und sehr beständig von sich geben. Im kommenden Jahr stehen die kommunikationsfreudigen Winzlinge nun erstmals im Mittelpunkt eines in der europäischen Museumslandschaft neuartigen Ausstellungskonzepts, das an der Universität Halle umgesetzt werden soll: Gewissermaßen als Vorgeschmack auf die für 2014 geplante Eröffnung des neuen Naturkundlichen Universitätsmuseums startet dort bereits im Juni 2012 unter dem Titel "Cicadas" (englisch für Zikaden) eine Sonderschau.
100 000 Euro Förderung
Die ehrgeizige Ausstellung wird als eines von nur zwei Projekten aus Sachsen-Anhalt finanziell von der Kulturstiftung des Bundes gefördert. Rund 100 000 Euro werden dafür zur Verfügung gestellt. "Wir sind glücklich über die Förderung, denn ohne sie wäre die Realisierung des Projekts nicht möglich gewesen", sagt Dr. Frank Steinheimer, Leiter der Naturwissenschaftlichen Sammlungen der Uni Halle.
Eine gelungene Verbindung von Kunst und Biologie stehe hinter der Sonderschau, in der das Phänomen der Evolution auf breiter Linie und am Beispiel der Kommunikation von Zikaden anschaulich erklärt werden soll. "Normalerweise arbeiten Museen eher mit einem optischen Ansatz", sagt Steinheimer. Diesen Aspekt wolle man nun um akustische Medien erweitern. Soll heißen: In der neuen Schau gibt es nicht nur etwas zu sehen, sondern auch zu hören.
Der Grund: "Klänge sind im Menschen tiefer verwurzelt als Bilder", so Biologe Steinheimer, der für die Schau wissenschaftlich verantwortlich ist.
Eingerichtet wird sie in einem Raum des künftigen Naturkundlichen Universitätsmuseums am Friedemann-Bach-Platz. Geplant ist eine Klanginstallation, deren Kern eine Kolonie von 60 nachgebauten mechanischen Singzikaden bildet. Damit diese Tiere die für ihre Art typischen Geräusche machen können, sollen sie mit einem winzigen Motor versehen werden. So ausgerüstet können die Ausstellungsmacher am Beispiel der Zikaden demonstrieren, wie die Tiere kommunizieren. Ja sogar, wie sie sich im Sinne der Evolution anpassen können, indem sie auf die Gegenwart von Besuchern akustisch reagieren.
Renommierte Partner
Zur Realisierung des Projekts hat sich die Universität hochkarätige künstlerische Verstärkung ins Boot geholt. So sollen der renommierte argentinische Klangkünstler und Komponist Edgardo Rudnitzky und ein sphärisches Bühnenbild des Berliner Bühnenbildners Oliver Proske die Besucher in ihren Bann ziehen. Mit der Schau wolle man die Hallenser an die Hand nehmen, ihnen das Phänomen der Evolution möglichst einfach und so anschaulich wie möglich erklären. Die Erkenntnisse, die man dabei vermitteln wolle, sollen auf eigenem Erleben basieren und weniger auf Text. Steinheimer: "Fachwissen ist nicht erforderlich. Wir wollen alle Hallenser und ihre Gäste mitnehmen."
Die Schau findet vom 21.6 bis 30.10.2012 am künftigen Standort des Naturkundlichen Universitätsmuseums am Friedemann-Bach-Platz statt.