Halle Halle: Wunder dauert sieben Ampeln
Halle (Saale)/MZ. - Autofahrer, kommst du nach Halle... Die Saalestadt gilt bei Einheimischen, Pendlern und Besuchern als bisweilen nerviges Pflaster. So wird das Fahren auf Haupttrassen wie der Merseburger Straße und der Magistrale von vielen als lästiges und Zeit raubendes Stop-and-Go von Ampel zu Ampel empfunden. Die FDP im Stadtrat hat nun gefordert, so genannte grüne Wellen an den Ampeln einzurichten, um den Verkehr flüssiger zu gestalten und den Schadstoffausstoß zu verringern. Zwar wurde der Vorstoß im Umwelt- und im Planungsausschuss mit großer Mehrheit abgelehnt. Doch damit wollte sich die MZ nicht zufrieden geben - und machte am Dienstag den Ampeltest. Sehen Autofahrer in Halle wirklich zu oft Rot?
Gemütlich mit Tempo 50
Von Ammendorf im Süden der Stadt bis nach Trotha im Norden müssten wir bei einsetzendem Berufsverkehr eine Antwort finden. Start am Knoten Merseburger / Regensburger Straße. Nanu, wo ist denn Halles Roter-Ampel-Fluch? Florian-Geyer-Platz, Kurt-Wüsteneck-Straße, Am Sommerbad - überall herrscht freie Durchfahrt. Mit gemütlichem Tempo 50 gleiten wir voran. Na bitte, an der Industriestraße ist Rot. Der Auftakt für das erwartete Stop-and-Go-Spiel. Zwei oder drei grünen Ampeln folgt eine rote. In diesem Rhythmus geht es weiter über den Riebeckplatz sowie die Volkmann- und die Paracelusstraße bis zur Gabelung Trothaer / Köthener Straße. Kein schnelles, aber immerhin ein überraschend gutes Vorwärtskommen.
Doch nach der Gabelung wird es Stückwerk: Brachwitzer Straße, Döckritzer Straße, Binnenhafenstraße - alle Ampeln stehen auf Rot und zwingen uns zum Anhalten. Die letzte Lichtsignalanlage auf dem Stadtgebiet - in Höhe des Autohauses mit dem Stern - macht es nochmal spannend: Grünes Licht, vor uns kein Fahrzeug, freie Fahrt in Richtung Sennewitz. Denkste. Kurz vor Erreichen des Knotens schaltet die Ampel um. Gute 35 Minuten, nachdem wir in Ammendorf gestartet waren.
Erst am Zoo ist Schluss
Auf der Rücktour ins Stadtzentrum das Wunder: Ab der Gabelung Trothaer / Köthener Straße gibt es plötzlich eine grüne Welle. Sie hält sieben Ampeln lang durch, wenngleich kleine Rückstaus immer wieder zum Abbremsen zwingen. Erst am Zoo ist Schluss mit lustig. Rot. Zwei Kilometer weiter, an der Dessauer Brücke, das gleiche Bild. Die anschließende ungehinderte Fahrt bis zum Riebeckplatz über mehrere Kreuzungen versöhnt wieder.
Von Halles großem Kreisel bis zum Neustadt-Centrum an der Magistrale erfasst sie uns dann plötzlich wieder, die grüne Welle. Zugegeben: Am K & K mussten wir kurz stoppen. Aber immerhin. Weiter bis zur Weststraße erwartet und wieder das Auf und Ab, oder besser gesagt das Stop-and-Go. Wir quälen uns von Ampelrot zu Ampelrot. Die silberne Luxus-Limousine, die sich an der Kreuzung Nietlebener Straße rüde in unseren Sicherheitsabstand zum Vordermann quetscht, macht das Vorwärtskommen auch nicht gerade leichter.
Eins muss man der Magistrale in Neustadt lassen: die Kontinuität. Die Rücktour in Richtung Riebeckplatz bestätigt unseren Eindruck von der Hinfahrt. Fahren, bremsen, fahren lautet die Devise bis zum Neustadt-Centrum, danach wird's wieder grüner.
Fazit: Laut unserer Strichliste standen die die Ampeln auf unserer Test-Tour zwar öfter auf Grün als auf Rot. Von Ammendorf nach Trotha lautete das Verhältnis immerhin 19 zu 10. Vom Riebeckplatz bis zur Weststraße behielt das Grün mit 7 zu 6 die Oberhand. Flüssiger Verkehr geht aber anders. Halles grüne Welle ist nicht mehr als eine Kurzwelle.