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Halle Halle: Waschbär erobert das Revier

Von RALF BÖHME 26.02.2009, 18:13
Ein Waschbär (Foto: dpa)
Ein Waschbär (Foto: dpa) dpa

KABELSKETAL/MZ. - In seinem Revier, das sich am südöstlichen Stadtrand von Halle erstreckt, gibt es eine ganz andere Herausforderung. "Die Waschbären sind auf dem Vormarsch."

Ungefähr zehn Tiere, so schätzt der 67-Jährige ehemalige Waggonbauer, sorgen für Unruhe. "Es sind regelrechte Wilderer." Waschbären, die meist ein braunes Fell haben und fast so groß wie ein Fuchs sind, gelten als Allesfresser. Ihre Urahnen stammen aus Nordamerika. In den Gärten und auf dem Müll finden sie leicht Nahrung. Ausgeräumte Tonnen und geplünderte Obstbäume können als Hinweise verstanden werden. Schlafplätze suchen die Tiere zuweilen auf Dachböden. Milde vermutet, dass etliche Waschbären schon nach Halle eingewandert sind. Nahezu jeder zweite Waschbär soll in einem Haus leben, heißt es unter Fachleuten. Die Jagd freilich gestaltet sich schwierig. Nicht selten fliehen Waschbären, die ausgezeichnet klettern und schwimmen können, auf Bäume oder in sumpfiges Gelände. So weist die Jagdbilanz Mildes für 2008 gerade mal einen erlegten Waschbären aus.

Wenn der gelernte Kupferschmied heute durch sein Revier streift, ist gute Kondition erforderlich. Es beginnt an der Reide in Bruckdorf, reicht über Zwintschöna und Gröbers bis an den Deponierand in Döllnitz. 420 Hektar pachtet der Dieskauer von der Jagdgenossenschaft, vorwiegend sind es Felder und Wiesen. Aber auch knapp 20 Hektar Wald gehören dazu. Überblick gewinnt der Jäger von 15 Hochsitzen. Von dort hält er vor allem Ausschau nach krankem Wild, das sich zum Abschuss anbietet. Hasen, Fasanen, Enten, Füchse, Marder und Rehe kreuzen seine Wege abseits der viel befahrenen Straßen.

Einige Tiere, die am Stadtrand heimisch sind, leben sehr zurückgezogen in Schilfgebieten und Niederungen. Das trifft in besondere Weise auf Wildschweine zu. "Da ist es günstig, wenn der Waidmann die Spuren finden, lesen und deuten kann." Milde, der seit mehr als 35 Jahren der Jagd nachgeht, beherrscht diese Kunst und spürt die Verstecke auf. Zwei erlegte Sauen im Jahr 2008 legen davon Zeugnis ab. Und seine Erfahrung sagt ihm noch mehr: "Auch die Wildschweine rücken immer näher an städtische Siedlungen heran." Das Problem dabei liegt auf der Hand: Dort darf der Jäger seine Büchse nicht knallen lassen.

Ein Kapitel für sich ist das Überangebot an Rehwild. Links und rechts der B 6 lassen sich jetzt oft Gruppen aus acht bis zehn Tieren entdecken. Einzelne Tiere, die ein ruhiges Rückzugsgebiet suchen, verirrten sich sogar bis auf Friedhöfe. Selbst zwei Meter hohe Mauern stellten da kein Hindernis dar.

Ärger sagt der erfahrene Jäger für das Frühjahr voraus. Wenn dann die Böcke wieder um ihre Reviere kämpfen, werden schwächere Konkurrenten verjagt und mitunter direkt auf die Straße getrieben. Das erklärt wenigstens teilweise die tendenziell wachsende Zahl von Wildunfällen im Umland von Halle. Um solche Karambolagen zu verhindern, brauchte man laut Milde schon sehr hohe Schutzzäune oder wenigstens spezielle Reflektoren entlang der Piste. "So aber erfüllen die Autofahrer seit Jahren unsere Abschusspläne mit", sagt Milde leicht verbittert. 2008 habe man auch deshalb kein Reh zur Strecke gebracht.