Halle Halle: Verstärkung für Wachtmeister
Halle (Saale)/MZ. - Ohne sie geht weder am Amts- noch am Landgericht etwas: die Justizwachtmeister. Sie sind für die Sicherheitskontrollen am Eingang zuständig, für Aktentransporte und dafür, aufzupassen, dass alles ruhig bleibt in der Gerichtsverhandlung. Doch jahrelang war die Personaldecke in Sachsen-Anhalt sehr dünn - ab 1. Juli wird sie nun endlich aufgestockt.
Michel Schmidtke ist einer von 25 Nachwuchskräften, die erfolgreich eine Ausbildung absolviert haben. Der 28-jährige Dessauer hat ein Jahr lang am Amtsgericht Halle seinen Kollegen über die Schulter geschaut, Stationen am Landgericht, bei der Polizei und in einer Haftanstalt absolviert, dazu eine neunwöchige theoretische Ausbildung an einer Justizfachschule in Bayern gemacht. "Wir waren auch etwas skeptisch, ob das alles in einem Jahr zu schaffen ist - aber es geht", sagt Michel Schmidtke.
Am 30. Juni endet seine Ausbildung und er wird mit einem Teil seiner Kollegen im Oberlandesgericht Naumburg als Beamter auf Probe vereidigt. "Eine zweite Gruppe angehender Justizwachtmeister wird im Herbst ihre Ausbildung beenden", so Ute Albersmann, Pressesprecherin im Justizministerium. Wer dann an welches Gericht im Land versetzt wird, sei noch nicht entschieden. Die Organisation habe das Oberlandesgericht Naumburg übernommen.
Wie kommt man dazu, sich für den Beruf des Justizwachtmeisters zu entscheiden? "Das war reiner Zufall", gesteht Michel Schmidtke. Der Hobby-Fußballer und leidenschaftliche Jogger hat eine abgeschlossene Ausbildung als staatlich geprüfter Kinderpfleger in der Tasche. Sein Traum war es eigentlich, als Kinderanimateur in einem Hotel in Spanien zu arbeiten: "Aber das hat leider nicht geklappt." Als er dann einmal bei einem Prozess beobachtet hatte, was so ein Justizwachtmeister alles macht, fand das sehr interessant. Er bewarb sich im vergangenen Jahr und freut sich heute noch über die Zusage: "Der Beruf macht Spaß und ist abwechslungsreich. Mit Leuten umzugehen finde ich spannend."
Auch seine sportlichen Aktivitäten kommen ihm hierbei zugute. Denn um im Notfall eingreifen zu können, haben die Jung-Wachtmeister in der Ausbildung auch Nahkampftraining geübt. "Wie man sich weiter im Beruf fit hält, ist jedem selbst überlassen", so Michel Schmidtke.
Notwendig wurde die Ausbildung zusätzlicher Wachtmeister durch die erhöhten Sicherheitskontrollen an allen Gerichten des Landes wegen der tödlichen Messerstiche 2009 in einem Dresdener Gericht, erklärt Justiz-Sprecherin Albersmann. Zwar sei in den Vorjahren auch ausgebildet worden, aber immer nur, um Kollegen zu ersetzen, die in den Ruhestand gehen.