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Halle Halle: Schreibt Stadt Rechnung für Evakuierungen?

Von JAN MÖBIUS 14.01.2011, 22:08

Halle (Saale)/MZ. - Wie Innendezernent Bernd Wiegand auf Nachfrage der MZ sagte, wolle er prüfen lassen, ob der Einsatz von Technischem Hilfswerk, Feuerwehren und Mitgliedern der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft dem Betreiber der Einrichtungen oder dem Bauträger in Rechnung gestellt werden muss.

Hintergrund von Wiegands Überlegungen ist eine Vereinbarung, in der sich die Nutzer des Areals, das direkt an der Saale liegt, verpflichten, im Ernstfall für eine Evakuierung ab der Hochwasseralarmstufe drei selbst zu sorgen. "Das ist aber nicht passiert", sagte Wiegand. Denn als das Pflegeheim geräumt werden musste, sei in Halle bereits die Alarmstufe vier ausgerufen gewesen. Noch sind laut Wiegand die Kosten dafür nicht zusammengerechnet. "Es dürften aber ein paar tausend Euro zusammenkommen", schätzte der Dezernent ein. Er kündigte an, die Sache mit dem Rechtsamt der Stadtverwaltung klären zu wollen.

Nachdem am Montag bereits der Kindergarten am Gut Gimritz evakuiert worden ist, waren am Dienstag 70 Einsatzkräfte stundenlang damit beschäftigt, 34 teilweise bettlägerigen Patienten und das Pflegepersonal mit Lastern aus dem Überflutungsgebiet zu holen. Zudem wurden auch etliche Anwohner in Sicherheit gebracht. Doch längst nicht alle: Einige wenige von ihnen harren weiterhin auf dem Gut Gimritz aus - eingeschlossen von den Wassermassen. Vom Zwangsevakuieren sieht die Stadt aber auch bei einer weiterhin angespannten Lage ab. Um sie versorgen zu können, stehen Einsatzkräfte des Technischen Hilfswerks bereit. Gestern durften Anwohner, die ihre Häuser zu Wochenbeginn verlassen hatten, kurzzeitig zum Gut Gimritz zurückkehren, um wichtige Dokumente zu holen.

Auf Unverständnis ist Wiegands Ankündigung unterdessen gestern bei Bauträger Temba Schuh gestoßen. "Ich frage mich, ob es momentan nicht wichtigere Dinge gibt, als sich über Rechnungen den Kopf zu zerbrechen", sagte er. Mit seiner Firma hatte Schuh das alte Gut vor Jahren saniert. "Die Wohnungen und sogar die Keller sind trocken und die Entscheidung zur Flucht vor dem Wasser liegt bei den Anwohnern", meinte Schuh. Die Situation rund um das Pflegeheim sei in enger Zusammenarbeit mit dem Krisenstab eingeschätzt worden. "Das hat alles prima geklappt. Auch die Zusammenarbeit vor Ort mit dem THW und den Feuerwehren war super", so Schuh. Schon deshalb könne er nicht verstehen, dass nun über Rechnungen gesprochen wird.

Schuh räumte aber auch ein, dass in Zukunft über einige kleinere Änderungen nachgedacht werden müsse. "Wir werden sicherlich ein Notstromaggregat beschaffen, um bei einem Netzausfall die Heizungen am Laufen halten zu können", sagte er. Zudem meinte er, dass der Kindergarten tatsächlich eher geräumt hätte werden können. "Wir werden nach dem Hochwasser die Abläufe analysieren."