Halle Halle: Saline - Die Insel der Wissenschaft

Halle (Saale)/MZ. - Viele Jahre fristete die Saline-Insel in Halle ein Schattendasein. Mit dem Umbau des Sophienhafens in eine Wohnanlage durch Privatinvestoren ist das Ende dieser Ära eingeläutet. Und auch die Stadt hat große Pläne: Aus dem Saline-Ensemble, also der alten Salzfabrik auf der Insel, soll ein modernes Wissenschafts- und Bildungszentrum entstehen.
Dauerschau mit Silberschatz
Laut Konzept des Rathauses, das derzeit im Stadtrat diskutiert wird, soll das bereits vorhandene Halloren- und Salinemuseum modernisiert werden: Geplant ist, die Ausstellung - dort wird die Geschichte der Salzgewinnung dargestellt - übersichtlicher, farbenfroher und somit für junges Publikum ansprechender zu gestalten. Der Erlebnischarakter soll durch Videos oder Hörstationen erhöht werden. Der Silberschatz der Halloren, eines der Highlights des Museums, soll die Attraktion einer Dauerausstellung im Saalhorn-Gebäude sein. Bisher wurde der Schatz stets nur zeitweise öffentlich präsentiert.
Ergänzt werden würde das Salzfabrik-Ensemble durch einen Neubau des Planetariums. Dafür soll die sogenannte Abtropfhalle weichen (siehe Grafik). Halles beliebtes Planetarium steht auf der Peißnitz und ist permanent hochwassergefährdet. Nach dem Neubau soll Halle über das am besten für Bildungszwecke geeignete Planetarium Mitteldeutschlands verfügen.
Teil des Saline-Konzepts ist zudem ein "Chemikum", das im Großsiedehaus eingerichtet werden könnte und das einen Bezug auf die Geschichte der Region Halle als Braunkohlefördergebiet und Chemiestandort nehmen soll. Dort sollen Schulklassen und Kindergruppen auf unterhaltsame Weise (auch in Form experimenteller Arbeit) chemische Produktionsprozesse sowie die Salzgewinnung und -verarbeitung nähergebracht werden. Außerdem geplant: ein Technikum für die Technikausbildung von Kindern und Lehrern sowie ein "Scientium" (etwa: Wissenschaftshaus), wo Kindern in Ausbildungsräumen und Labors Natur- und Geisteswissenschaften schmackhaft gemacht werden sollen.
Betreiber des Centers könnte laut Rathaus der Museumsverein der Salzwirker-Brüderschaft (landläufig Halloren genannt) sein. Die Pläne sind freilich noch Zukunftsmusik. Laut Bildungsdezernent Tobias Kogge wolle man sich bewusst nicht unter Druck setzen. "Die Umsetzung des Konzepts wird fünf bis zehn Jahre dauern", so Kogge. "In den letzten 20 Jahren hat auf der Insel alles geruht. Da bekommen wir solche Pläne nicht mit einem kurzen Spurt hin." Doch die Finanzierung ist noch völlig offen: Allein der Planetariums-Neubau wird mit zwei bis drei Millionen Euro veranschlagt. Kogge sagte nur, dass die komplette Umgestaltung des Saline-Areals "unter zehn Millionen" kosten werde. Die defizitgeplagte Stadt will selbst keinen Cent ausgeben, sondern Mittel aus Industrie und Wissenschaft einwerben.
chlechte Erfahrungen
Obwohl die Stadt mit ähnlichen Plänen eines "Science-Centers" auf der Saline und einer Wissenschaftsschau "Phänomena" auf dem Holzplatz Schiffbruch erlitten hatte (siehe "Projekte gescheitert"), stoßen die neuen Ideen im Stadtrat grundsätzlich auf Zustimmung. Doch dass die Verwaltung dafür eine 25 000 Euro teure Machbarkeitsstudie in Auftrag geben will, sorgt für Unverständnis. Die Stadträte fragen sich, ob die Verwaltung das nicht selbst alles klären kann. Die Entscheidung zu dem Konzept ist deshalb vertagt worden.