1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Halle
  6. >
  7. Halle/Saalekreis: Halle/Saalekreis: Was rumort da unter Salzatal?

Halle/Saalekreis Halle/Saalekreis: Was rumort da unter Salzatal?

Von JAN MÖBIUS 17.02.2012, 13:08
Ein Foto aus den 1920er Jahren zeigt die Zappendorfer Kali-Schachtanlage mit dem nicht mehr existierenden Förderturm. (FOTO/REPRO: JAN MÖBIUS)
Ein Foto aus den 1920er Jahren zeigt die Zappendorfer Kali-Schachtanlage mit dem nicht mehr existierenden Förderturm. (FOTO/REPRO: JAN MÖBIUS) NGEN

SALZATAL/MZ. - Doch offenbar war das in der vergangenen Woche nicht das einzige Ereignis, das den Menschen im Salzatal zugesetzt hat. Bereits am Montag hat ein explosionsartiges Geräusch gegen 15.30 Uhr in Beesenstedt für Aufregung gesorgt. "Es gab einen wahnsinnig lauten Knall. So etwas habe ich bisher noch nicht erlebt", berichtete Anwohnerin Anita Ruff.

Die 68-Jährige wohnt dort, wo in Beesenstedt bis 1920 Kalisalz abgebaut worden ist. Die Schachtanlage "Wils" gehörte einst zum Bergwerk im benachbarten Johannashall. Bis auf eine Tiefe von 620 Metern sind dort Bohrungen zu den Salzlagern vorangetrieben worden.

Auf diesem Niveau befindet sich auch ein Durchschlag vom Beesenstedter Grubenfeld zu jenem unter Johannashall. Offenbar stehen unter den Häusern im Salzatal viele Hohlräume, die durch den Rohstoffabbau entstanden sind, direkt miteinander in Verbindung. Erschreckend dabei: Allein im Schacht "Wils" etwa 500 Meter südlich von Beesenstedt sind zehn Kammern mit einem Gesamtvolumen von fast 21 000 Kubikmetern nicht mit Versatzmaterial gefüllt worden. Ein Umstand, der nach den Ereignissen vom Montag und vom Dienstag die lauernden Gefahren wohl wieder deutlich vor Augen geführt hat. "Von den Erzählungen meines Großvaters weiß ich ja von den Hohlräumen", sagt Anita Ruff. Lange Zeit habe man mit den Gedanken daran leben können. Auch mit der Gewissheit, dass sich kaum jemand um die alten Anlagen kümmert. Nun aber wächst die Angst bei den Bewohnern des Salzatals. "Was hat das alles zu bedeuten. Was geht da unten vor sich", fragt sich auch Anita Ruff.

Schnelle Antworten wird es wohl vorerst nicht geben. Das große Rätselraten um die Ursache des Bebens von Zappendorf und des Knalls von Beesenstedt geht auch Tage später weiter. Zumindest im letzteren Fall schließen die Experten aber eine unterirdische Erschütterung aus. "Die Messstation Wimmelburg hat am Montag kein seismisches Ereignis erfasst. Wenn es im Untergrund eine vergleichbare Erscheinung wie in Zappendorf gegeben hätte - die offensichtlich so stark gewesen sein muss, dass sie ebenfalls spürbar war - dann hätte das zu einem deutlichen Ausschlag geführt", sagte Frank Esters, Chef des Landesbergamtes in Halle. Er geht von einem Knall über Tage aus. "Diese Geräusche dringen nicht tief in den Untergrund ein und breiten sich dort auch nicht weit aus. Zum Beispiel ein Überschallknall wird nur in Ausnahmefällen von sehr nahe liegenden Stationen erfasst." Doch nach Angaben der Deutschen Flugsicherung ist auszuschließen, dass Flugzeuge mit solch hohen Geschwindigkeiten am Montag über der Region unterwegs waren.

Esters zufolge sollen alle Daten des Zappendorfer Bebens Ende der kommenden Woche zusammengetragen sein. Dann beginnt die Auswertung. "Was jetzt kommt, ist aber deutlich mehr, als einfach nur Seismik auszuwerten."