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Halle/Saalekreis Halle/Saalekreis: Von Schweden nach Schwerz

Von kornelia privenau 18.12.2011, 17:11

schwerz/MZ. - Ob Iris und Dietmar Zutz auf ihre schwedischen Strauße mit selbstgemachtem Eierlikör aus Straßeneiern anstoßen, das soll das Geheimnis des Ehepaares bleiben. Fakt aber ist: Vor eben genau zehn Jahren haben sie ihre ersten drei "Vögel, die nicht fliegen können" aus dem Norden in den Saalekreis geholt: einen Hahn und drei Hennen - August, Agathe und Amalie.

Bis es soweit war, mussten die Krankenschwester und der Verwaltungsangestellte einige Hürden nehmen. Die Formalitäten brauchten ihre Zeit, die Überprüfung der Haltungsbedingungen und die Begutachtung durch den Tierarzt. Iris und Dietmar Zutz besuchten verschiedene Lehrgänge über den Verband der Straußenzüchter in Deutschland. "Wir haben eine Menge lernen müssen. Auch das Schlachten und die Verarbeitung des Fleisches gehörten dazu", sagt Dietmar Zutz. Erst als sich beide sattelfest fühlten, gingen sie auf die Suche nach "ihren" Straußen.

Fast bedauern sie es heute, nach zehn Jahren Erfahrungen, den Kontakt zum schwedischen Züchter verloren zu haben. "Er hat uns damals sehr motiviert und seine Hilfe tat uns gut", sagt Dietmar Zutz.

Warum sich das Paar aus Schwerz entschlossen hat, Strauße zu halten? "Wir haben nach einer Alternative zu Schafen, Schweinen und Geflügel gesucht." Auf dem Lande sei die Tierhaltung üblich. Das wollte die Familie auch weiter tun, nur eben anders. Und gesünder, meinen beide heute mit dem Blick zurück. "Straußenfleisch hat weniger Fett als Schwein oder Rind und ist darüber hinaus auch ärmer an Cholesterin", sagt Dietmar Zutz. Das Paar hat inzwischen längst gelernt, wie man schmackhafte Straußenwurst, leckere Rouladen und Steaks aus dem zarten Fleisch herstellen kann. "Wir haben experimentiert mit Knoblauch, der muss immer an die Wurst, Zwiebeln, auch mal asiatischen Gewürzen und verschiedenen Kräutern, bis wir die uns am besten schmeckenden Mischungen gefunden haben", sagt Iris Zutz. Sogar Grillwürstchen für den Sommer lassen sich aus Straußenfleisch herstellen. Spannend seien alle Experimente auch heute noch. "Eingekocht oder eingefroren wird, was die Familie nicht sofort verbrauchen kann", fügt sie hinzu.

Die Hülle des ersten Straußeneis hat Zutz aufgehoben - als Andenken. Es hatte so etwas wie einen Symbolcharakter, meint er. Nachwuchs sei immer ein Zeichen dafür, dass es den Tieren gut gehe. Heute stehen noch August und Amalie in Schwerz auf einem großen Gelände mit gewaschenem Sand als Unterboden. Täglich frisches Wasser und dem Alter entsprechendes Futter, dafür sorgen nach ihren Möglichkeiten auch die erwachsenen Kinder der Familie. Von März bis September legt die Henne alle zwei Tage ein Ei. Brutpflege betreiben Hahn und Henne im Wechsel. Per Video haben Iris und Dietmar Zutz das festgehalten. Ein Ei kann bis 1 600 Gramm schwer werden. Ein Strauß bringt es auf die stattliche Größe von mehr als 2,50 Meter bei einem Gewicht von rund 150 Kilogramm.