Halle/Saalekreis Halle/Saalekreis: Roulette um Grundschule
SALZATAL/MZ. - In der Gemeinde Salzatal brodelt es. Flugblätter kursieren. Besorgte Eltern verlangen Klarheit in der Frage: Wird eine der vier Grundschulen geschlossen, um die derzeit im Umbau befindliche Grundschule in Bennstedt mit den für einen Schulbetrieb nötigen 120 Kindern zu "versorgen"? Außerdem hält sich hartnäckig die Vermutung, in Bennstedt werde ohne Fördermittelzusage gebaut. Zuverlässige Antworten können nicht einmal die Ortsbürgermeister geben. "Wir tappen ebenso im Dunkeln wie die Eltern", war vom Lieskauer Ortsbürgermeister Harald Schubert (parteilos) zu erfahren. Seinem Salzmünder Amtskollegen Gerd Kalbitz (parteilos) geht es nach eigenen Worten ebenso.
Beide Orte sind betroffen: Salzmünde hält eine Grundschul-Außenstelle in Lieskau vor, hier lernen Erst- und Zweitklässler, ehe sie ab 3. Klasse nach Salzmünde wechseln. Beide Einrichtungen sind nach Sanierung in einem sehr guten Zustand, wie Schubert und Kalbitz sagen. Der Vorsitzende des Lieskauer Elternkuratoriums, Mike Ahlvers, meint: "Beide Orte sind die einwohnerreichsten und geburtenstärksten in der Gemeinde. Das spricht für den Erhalt der Grundschule. Was wir kritisieren ist, dass es von Seiten der Gemeindeverwaltung keinerlei Information über die Vorhaben zur weiteren Grundschulentwicklung gibt. Dafür gibt es jede Menge Gerüchte." Die Eltern wollen das nicht länger hinnehmen.
Selbst in Sitzungen der Ausschüsse, so Ahlvers weiter, hätten die Eltern keine Antworten bekommen, habe es zum Thema keine Informationen gegeben. Mehr noch: Die für den 23. Februar angesetzte Gemeinderatssitzung sei ganz plötzlich auf Mitte April verschoben worden.
Juliane Sperling (CDU), Bürgermeisterin der Gemeinde Salzatal, bestätigte gegenüber der MZ die Terminverschiebung auf den 20. April und begründete dies mit der Notwendigkeit, "dass sich die beteiligten Ausschüsse erst einmal ein Bild machen müssen". Im übrigen habe bisher niemand beschlossen, eine oder gar mehrere Schulen zu schließen. "Darüber entscheidet auch nicht die Bürgermeisterin, sondern der Gemeinderat", sagte Sperling weiter.
Ginge es nach ihr, so würden alle vier Grundschulen erhalten bleiben, aber "wir unterliegen nun einmal finanziellen Zwängen, die uns Land und Landesverwaltungsamt auferlegen". Zu dem Vorwurf, in Bennstedt werde bereits gebaut, ohne dass das Landesverwaltungsamt eine Zusage für die Fördermittel gegeben habe, meinte Sperling: "Das ist richtig." Es gebe aber eine Genehmigung für einen vorzeitigen Maßnahmebeginn, und das Landesverwaltungsamt habe die Fördervoraussetzungen geprüft. Damit sei man abgesichert.
"Die Anträge auf Bau und Fördermittel hat Bennstedt noch als selbständige Gemeinde, also vor der Gebietsreform gestellt und hatte für das Projekt aus seinen Rücklagen noch 600 000 Euro zur Verfügung", so die Bürgermeisterin.
Vor der Gemeinde Salzatal stünde nun die Aufgabe, einen Schulentwicklungsplan zu erstellen. Einfließen müssten die Schülerzahlen und deren mittel- und langfristige Entwicklung, so Sperling. Dies sei die Basis für eine Standortentscheidung durch den Gemeinderat. "Die Eltern in Lieskau und Salzmünde wollen auf keinen Fall so lange stillhalten", meint Mike Ahlvers. Man wolle sich über weitere Schritte verständigen und klären lassen, ob die bisherige Verfahrensweise rechtens sei.