Halle/Saalekreis Halle/Saalekreis: Heiterkeit kommt auch aus Büchern
GUTENBERG/MZ. - Christine Schmidtgen sagt von sich "Ich bin ein heiterer Mensch." Wer sie bei ihrer Arbeit mit Kindern im Gutenberger Kulturverein erlebt, teilt diese Meinung schnell. Literatur ist ihr Steckenpferd - schon immer. Kein Wunder, immerhin war sie nach dem Germanistikstudium Deutschlehrerin am Sportgymnasium in Halle. Inzwischen ist die charmante Frau zwar schon einige Zeit im Rentenalter - trotzdem will sie ihre Begeisterung für das gedruckte Wort an andere weitergeben.
"Für mich stand fest", sagt Christine Schmidtgen, "dass ich auch nach der Pensionierung die Beschäftigung mit der Literatur nicht lassen werde." Menschen wie die zierliche, modebewusste Frau, finden Freude daran, ihre Leidenschaft mit anderen zu teilen und sie für eine der schönsten Sachen der Welt, die Bücher, zu begeistern. Einmal im Monat trifft sich die Hallenserin mit Schülern in der Kunstschule in Gutenberg und bereitet darüber hinaus Lesungen mit interessanten Autoren vor. Nicht selten ist sie es selbst, die Bücher einem stets wachsenden Publikum vorstellt, wie jüngst die Erzählungen von Bernhard Schlink.
"Der Kulturverein hat sich vor elf Jahren gegründet und zählt mittlerweile 40 feste Mitglieder." Das freut die Germanistin auch deshalb, weil so viele junge Leute in den Verein kommen. Besonders gern erinnert sie sich an den Beitrag der Gutenberger zu den Landesliteraturtagen. Mit sechs Kindern hat sie ein spezielles Programm mit Liebes-Lyrik, Sagen um den Ort Gutenberg, dem Erlkönig und der Loreley entwickelt. Entsprechend kostümiert, ging es auf die Bühne. "Die Chefin der Gutenberger Kunstschule, Cornelia Böhme, hat uns geholfen", so Schmidtgen. Die Zusammenarbeit mit den Künstlern dieser Schule hat sich im Laufe der Zeit gut entwickelt - sei es für die Kostüme der jungen Akteure oder ein entsprechendes Bühnenbild. Andere Themen sind auch Klassikern wie Schiller gewidmet.
Christine Schmidtgen hat festgestellt, dass die meisten Kinder, die zum Lesen und Theaterspielen kommen, mit Feuereifer bei der Sache sind und "manchmal Texte auswendig lernen, obwohl das gar nicht gefordert wird". Eine Bewährungsprobe vor großem Publikum ist am 11. Dezember zu bestehen. Dann wird der Gutenberger Weihnachtsmarkt stattfinden - mit einer Geschichte, die die Kinder vortragen werden. Die nächsten Tage und Wochen werden für Proben genutzt. Die Germanistin fertigt dafür Text-Blätter an und verteilt sie an die Kinder, die in der vierten bis sechsten Klasse lernen. Durch die Arbeit im Verein werden die Kinder sicherer im Lesen und Rezitieren. Und was für Schmidtgen nicht minder wichtig ist: "Ihr Selbstbewusstein entwickelt sich."
Wenn Christine Schmidtgen mal keine Proben vorbereitet, dann malt sie - in der Gutenberger Kunstschule. Oder sie liest Biografien berühmter Leute wie die von Gauguins Großmutter Flora Tristan "Das Paradies ist anderswo".