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Verlassen, verwildert Halle (Saale): Leerstehende Uni-Gebäude kosten das Land Zehntausende Euro

Von Oliver Müller-Lorey 29.10.2018, 12:02
Das Haus an der Emil-Abderhalden-Straße steht ebenfalls leer.
Das Haus an der Emil-Abderhalden-Straße steht ebenfalls leer. Ralf Lehmann

Halle (Saale) - Bei den halleschen Studenten ist der Steintor-Campus inzwischen selbstverständlich. Nur wer länger als drei Jahre studiert und damit mehr als die Regelstudienzeit von sechs Semestern braucht, kann sich noch erinnern, dass die Uni einmal überall in der Stadt verteilt war.

Doch mit der Eröffnung des Steintor-Campus, der die geisteswissenschaftlichen Fächer bündelt, zog die Uni aus den Gebäuden, von denen viele noch immer leer stehen und zunehmend zuwuchern. So hat sich beispielsweise im Garten der stolzen Villa im Advokatenweg ein kleiner Urwald entwickelt.

Uni Halle ausgezogen: Vier Häuser wurden noch nicht verkauft

Von insgesamt acht Gebäuden, die die Uni nun nicht mehr nutzt, waren drei gemietet, teilt Pressesprecherin Manuela Bank-Zillmann mit. Die Mietverträge sind schon lange gekündigt.

Problematischer sind die fünf Objekte, die im Besitz des Bau- und Liegenschaftsmanagements Sachsen-Anhalt (BLSA) und damit in Landeseigentum sind: Das sind zwei Häuser in der Emil-Abderhalden-Straße 7 und 45, in denen Politik- beziehungsweise Sozialwissenschaften und Archäologie gelehrt wurden, der Advokatenweg 37, in dem die Sprechwissenschaft untergebracht war, die Herweghstraße 96, in der Germanisten ausgebildet wurden sowie der Brandbergweg 23.

Nur die Immobilie in der Herweghstraße hat nach einem Verkauf im Dezember 2017 einen neuen Eigentümer, teilt das zuständige Landes-Finanzministerium mit. Bleiben also vier Immobilien, die noch nicht verkauft wurden.

Leere frühere Uni-Gebäude kosten das Land weiterhin Geld

Das Problem: Während die Immobilien noch im Besitz der BLSA sind, kosten sie das Land Geld. „Für das Jahr 2017 und anteilig 2018 wurden für alle vier in Rede stehenden Objekte Aufwendungen in Höhe von etwa 59.000 Euro erforderlich“, teilte Rotraud Schulz, Sprecherin des Finanzministeriums mit. Die Verkaufserlöse sollen ins Budget des BLSA fließen.

„Die Objekte in der Emil-Abderhalden-Straße und im Advokatenweg 37 sind für den Verkauf vorgesehen, stehen derzeit aber noch nicht zur Vermarktung an“, heißt es. Als Grund nannte das Ministerium, dass zunächst andere landeseigene Liegenschaften verkauft werden müssten. „Die Vorbereitung und Durchführung von öffentlichen Bieterverfahren erfordert Zeit und ist darüber hinaus an den Anforderungen der Landeshaushaltsordnung auszurichten.“ Es sei geplant, für diese drei Objekte in den kommenden zwei Jahren eine öffentliche Ausschreibung durchzuführen.

Immobilie am Brandbergweg wird wohl einige Zeit leer bleiben

Der Verkauf der Immobilie im Brandbergweg könnte jedoch noch länger dauern, weil dort erst eine „Verkaufsreife“ hergestellt werden müsse, so das Finanzministerium. Das beinhalte vor allem, die wichtigen Informationen in den Verkaufsunterlagen zusammenzustellen und allen Richtlinien gerecht zu werden. Eine zeitnahe Vermarktung des Objektes im Brandbergweg sei nicht zu erwarten.

Darüber hinaus schätzt das BLSA die Immobilie im Brandbergweg als sanierungsbedürftig ein. Eine Sanierung vor dem Verkauf sei jedoch nicht vorgesehen, weil dies den Regeln der Landeshaushaltsordnung widerspreche. Das Gebäude, das verkauft werden soll, müsse außerdem von andern Gebäuden getrennt werden, die weiterhin im Besitz des Landes bleiben sollen. (mz)

Der Garten der Villa am Advokatenweg, früher für die Lehre der Sprechwissenschaft genutzt, wuchert immer mehr zu.
Der Garten der Villa am Advokatenweg, früher für die Lehre der Sprechwissenschaft genutzt, wuchert immer mehr zu.
Ralf Lehmann