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Medizin der Zukunft Halle (Saale): Im Martha-Maria-Krankenhaus operiert der OP-Roboter DaVinci

Von Katja Pausch 16.09.2017, 10:00
Professor Florian Seseke, Chefarzt der Urologie am Martha-Maria, führt OP-Roboter „da Vinci Xi“ vor - natürlich außerhalb des OP-Betriebs.
Professor Florian Seseke, Chefarzt der Urologie am Martha-Maria, führt OP-Roboter „da Vinci Xi“ vor - natürlich außerhalb des OP-Betriebs. Günter Bauer

Halle (Saale) - Vorsichtig und präzise greift die winzige Zange zu, hält den millimeterdünnen Silikonring fest und stülpt ihn mit einer eleganten Drehung exakt auf ein kleines farbiges Kunststofftürmchen. Maßarbeit!

Diese kurze, faszinierende Sequenz zeigt anschaulich, wozu modernste computergesteuerte Medizintechnik in der Lage ist. Die Lehrvorführung in einem der Operationssäle des Krankenhauses Martha-Maria in Dölau - eigens außerhalb des sonst sterilen OP-Betriebs organisiert - hat einen guten Grund: Die Klinik verfügt seit Juni über „da Vinci Xi“ - und damit über den einzigen Operationsroboter der neuesten Generation in Sachsen-Anhalt.

Künstliches Fingerspitzengefühl: Chirurgen in Halle (Saale) operieren jetzt mit Robotern

Mit „da Vinci“ eröffnen sich den Medizinern in der minimalinvasiven Chirurgie völlig neue Möglichkeiten. Dabei ist der Begriff „Roboter“ nicht ganz korrekt: „Das System wird immer noch von Menschenhand gesteuert“, erklärt Dr. Uwe Rose, Chefarzt der Klinik für Allgemein-, Visceral- und Gefäßchirurgie, in der der Roboter derzeit ebenso zum Einsatz kommt wie in der Urologie von Martha-Maria.

Zuvor hatten sich Ärzte und OP-Schwestern in Intensiv-Lehrgängen in Schweden, Belgien und Dänemark mit dem hoch komplizierten System vertraut gemacht - inklusive Abschluss-Zertifikat.

Revolution in der Medizin: So arbeitet der Operationsroboter

Wie funktioniert nun ein Operationsroboter? Beim Arbeiten mit „da Vinci“ sitzt der Operateur an einer Konsole und hat auf einem Bildschirm ein hochauflösendes 3D-Bild vom Operationsobjekt vor sich. Jede Bewegung seiner Hand, des Handgelenks und der Finger, aber auch mehrere fußgesteuerte Bewegungen werden in Echtzeit auf den vierarmigen OP-Roboter übertragen, während am OP-Tisch zusätzlich ein Assistent und OP-Schwestern im Einsatz sind.

Die Vorteile der Technik liegen auf der Hand: Höhere Genauigkeit und Flexibilität vor allem bei komplexen Eingriffen, zudem ist das teilweise über mehrere Stunden dauernde Operieren für den Arzt weniger ermüdend als das Stehen am Tisch. Für den Patienten bedeuten indes kleinere Schnitte weniger Blutverlust, eine geringere Infektionsgefahr und geringere Narbenbildung.

Am Martha-Maria wurden seit der Anschaffung des Systems, dessen Kosten sich laut Klinik im „einstelligen Millionenbereich“ bewegen, bereits Operationen bei Dickdarm- und Enddarmkrebs, bei Zwerchfellbrüchen, an Bauchspeicheldrüse und Prostata sowie am Magen durchgeführt. Künftig sollen die Operationsfelder noch erweitert werden. (mz)

Die millimetergroße Zange des OP-Roboters greift präzise zu.
Die millimetergroße Zange des OP-Roboters greift präzise zu.
Günter Bauer