"Riesiges Areal an Wald beseitigt" Halle (Saale): Geplante Brücke an der Friedhofskreuzung der B80 sorgt für Ärger

Halle (Saale) - An der „Friedhofskreuzung“ im Westen Halles sorgen großflächige Rodungen direkt an der Bundesstraße 80 für Aufregung. „Gerade im Reservat, in dem Fledermäuse und viele Vogelarten Schutz gefunden haben, wurde ohne Rücksicht ein riesiges Areal an Wald beseitigt“, klagt MZ-Leser Sven Baumgarten.
„Wir wissen, dass einige Bürger aufgebracht sind. Aber wir benötigen die Fläche für die neue Brücke, die wir dort als Verbindung zwischen Zscherben und Granau über die B 80 bauen“, sagt Petra Witte, Leiterin für den Regionalbereich Süd in der Landesstraßenbaubehörde (LSBB).
Bäume an der B80 gefällt: Unfallschwerpunkt soll verschwinden
Die Planungen für den neuen Kreuzungsbereich existieren seit Jahren. „Der Bereich gilt als Unfallschwerpunkt“, sagt Witte. Mit durchschnittlich 35.000 Fahrzeugen in 24 Stunden sei die B80 in diesem Abschnitt stark befahren.
Und Fahrzeugführer klagen seit Jahren, dass sie - aus Richtung Eisleben kommend - nicht direkt von der Bundesstraße links nach Granau abbiegen können. Stattdessen müssen sie erst rechts rum Richtung Zscherben und hinter der Kreuzung drehen, bevor sie die B80 queren können. „Wir bauen den Knoten so aus, dass künftig alle Richtungen sicher und problemlos angefahren werden können“, sagt Axel Müller, Fachgruppenleiter für den Straßenbau in der Behörde.
Neue Brücke an der B80 geplant: Grundstückseigentümer wehren sich gegen Pläne
Bereits im vergangenen Jahr wurden der Baugrund untersucht und das Areal für die neue Trassenführung vermessen. Das Baurecht liegt zwar vor, allerdings kämpft die LSBB nach wie vor mit Grundstückseigentümern, die ihre Flächen nicht für die neue Brücke und ihre Nebenanlagen freiwillig verkaufen wollen. „Deshalb führt die Enteignungsbehörde im Landesverwaltungsamt auch Besitzeinweisungsverfahren“, erklärt Witte.
Grundstücksbesitzer müssen sich angesichts des höheren Interesses der Allgemeinheit von ihren Flurstücken trennen. „Das ist nie angenehm. Aber wir sind uns sicher, dass alle von der Brücke profitieren“, meint Müller. Petra Witte geht davon aus, dass die Eigentumsverhältnisse bis zum 2. Mai geklärt werden können.
Neue Brücke an der B80 geplant: Bauarbeiten sollen 2019 starten
Anschließend werden Archäologen das Erdreich untersuchen. Die LSBB rechnet damit, dass der eigentliche Brückenbau erst 2019 beginnen wird. Das 5,7 Millionen Euro teure Gesamtpaket beinhaltet neben dem Bauwerk auch eine Erneuerung der B80 im Kreuzungsbereich. „Unser Ziel ist es, dass wir 2020 fertig sind“, sagt André Krünholz, der Experte für Brücken- und Ingenieurbauwerke in der LSBB.
Rund 2.000 Straßenbrücken befinden sich im Zuständigkeitsbereich der Landesstraßenbaubehörde (LSBB) im südlichen Sachsen-Anhalt. „Akut einsturzgefährdet ist keine, sie sind gefahrlos nutzbar. Die Instandhaltung der Bauwerke wird in den nächsten Jahren aber ein Schwerpunkt sein. Neubauten wird es nur noch wenige geben“, sagt André Krünholz, Fachgruppenleiter für Brücken- und Ingenieurbauwerke in der LSBB.
Zum großen Teil seien Brücken gebaut worden, als noch andere Verkehrsprognosen galten. „Tatsächlich hat aber der Schwerlastverkehr deutlich zugenommen. Viele Bauwerke sind dafür nicht ausgelegt. Und das ergibt einen höheren Sanierungsaufwand“, so Krünholz.
700 Brücken hat er bereits aufgelistet, die mittelfristig auf Vordermann gebracht werden müssen. „Wir richten uns nach Vorschriften der Europäischen Union, die seit 2013 gelten und die die Brücken nach ihrem jeweiligen Zustand in Klassen einteilen. Je schlechter der Wert, umso höher ist der Handlungsbedarf“, erklärt Krünholz.
Gerade auf der B91 zwischen Halle und Schkopau ist der Brückenbau seit Jahren im Gang. Zehn Bauwerke wurden und werden Schritt für Schritt auf nur wenigen Kilometern neu errichtet. Alleine acht Brücken (vier je Fahrbahnseite) überspannen in Ammendorf die Weiße Elster und ihre Nebenarme.
Die Elsterbrücke in Richtung Merseburg befindet sich im Bau und soll 2018 fertig werden. Der Bau der neuen Brücke auf der Richtungsfahrbahn Halle soll ebenfalls noch in diesem Jahr beginnen, werde sich Krünholz zufolge aber wohl bis 2020 hinziehen.
Lärmschutzwand an der B80 verschwindet: 140 Garagen werden abgerissen
An der B 80 in Halle gibt es noch einen Aufreger: die Lärmschutzwand an der Pferderennbahn, die gleichzeitig die Rückwand für 140 Garagen bildet. Und wie es der Garagenverein bereits befürchtet hat, wird der Komplex abgerissen.
„Die Lärmschutzwand steht zu nah an der Bundesstraße und ist ein Sanierungsfall. Wir müssen sie versetzt neu bauen“, sagt Witte. Den Garagennutzern bleibt eine Gnadenfrist bis Ende 2019. Dann läuft der Nutzungsvertrag mit dem Garagenverein aus. „Die Stadt hat die Aufgabe, den Abriss der Anlagen vorzunehmen und das beräumte Grundstück, auf dem die neue Lärmschutzwand stehen soll, an uns zu übergeben. Dann bauen wir neu“, sagt die Regionalbereichsleiterin. Die nötige Vereinbarung müsse noch mit der Stadt geschlossen werden. 2020 könnte der Neubau beginnen. (mz)
