Halle Halle: Plakatierer auf dem Kriegspfad
Halle (Saale)/MZ. - In der Werbung wird mit harten Bandagen gekämpft. Auch in Halle, wo sich zwei Werbefirmen auf dem Kriegspfad befinden.
Die Deutsche Städte Medien GmbH Ströer, die laut Vertrag mit der Stadt das alleinige Recht besitzt, Außenwerbung auf städtischem Grund in Halle zu vermarkten, ändert zum 1. November die Spielregeln. Papp-Plakate an Lichtmasten sind ab Jahresende nicht mehr erlaubt. Tibor Folmer, Inhaber von Plakatpromotion, der ausschließlich diese Form der Werbung für kleinere Kunden bucht und an Lichtmasten anbringt, sieht deshalb seine Existenz bedroht. Er spricht von einem Monopol.
Für ihn kommt es sogar noch dicker. Denn die Arbeiten des Plakatierens - bisher Folmers Job - will künftig auch noch Ströer übernehmen. "Ich habe die Stadt, die den Vertrag unterschrieben hat, am Amtsgericht verklagt", so der 35-Jährige. Außerdem hat Folmer Anzeige beim Bundeskartellamt erstattet. "Die Landeskartellbehörde ermittelt", bestätigte Petra Penning, Sprecherin des Wirtschaftsministeriums in Magdeburg.
Halles Stadtverwaltung schweigt. Da man sich im Klageverfahren befindet, sage man dazu nichts, teilt Ria Steppan vom Presseamt mit. Dafür reagiert Steffen Jantz. Der Ströer-Niederlassungsleiter erklärt die Sache anders. Es sei Wille der Stadt, die Pappenwerbung einzudämmen, da sie von vielen als hässlich empfunden werde. Zur Verschönerung des Stadtbildes investiere Ströer in ein attraktives Masten-Rahmensystem. Sprich: Künftig sollen an Halles Lichtmasten überhaupt keine Pappen mehr hängen, die Plakate werden in dafür vorgesehenen Rahmen eingesteckt. Ausgenommen von der Regelung sind lediglich Wahlplakate.
Neu ist, dass Ströer die Standorte selbst betreut. Auf diese Weise wolle die Stadt das Problem des wilden Plakatierens lösen. Das sei eine Leistung, die sonst von Firmen wie Plakatpromotion miterbracht werde, jetzt aber wegfällt, sagt Jantz. "Für den Endkunden wird es in der Regel nicht teurer".
Per Eilverfahren will Tibor Folmer durchsetzen, dass er die Plakatflächen direkt von der Stadt anmieten darf. Folmer: "Das Geld gebe ich lieber meiner Stadt als Ströer." Und er erhebt schwere Vorwürfe. "Die Stadt hat sich versklavt. Ströer zahlt kein Geld, sondern kompensiert alles mit Medialeistungen." Die Stadt erhalte lediglich ein Kontingent für Freiplakatierungen, so seine Behauptung.
Das bestreitet Jantz energisch. "Es wird eine Pacht in Abhängigkeit von Umsätzen an die Stadt abgeführt." Diesbezüglich bei der Stadtverwaltung nachgehakt, gibt es keine Antwort. Ria Steppan spricht vom Geschäftsgeheimnis, das vertraulich zu behandeln ist. Dafür bestätigte aber CDU-Stadtrat Werner Misch, dass die Firma Ströer Pachtgelder in den städtischen Haushalt mit einbringt.