Halle Halle: Phönix aus der Asche
Halle (Saale)/MZ. - Totgeglaubte leben länger. Dieser markige Spruch trifft in Halle auf den Industriestandort Waggonbau Ammendorf voll und ganz zu. Nachdem der Bombardier-Konzern Ende 2005 sein Werk in der Eisenbahnstraße geschlossen und auch die letzten 500 verbliebenen Mitarbeiter auf die Straße gesetzt hatte, glaubte kaum jemand daran, dass es für das Gelände noch eine Zukunft gibt - ein Areal so groß wie 50 Fußballfelder. In den vergangenen fünf Jahren haben sich jedoch wieder 18 vor allem mittelständische Unternehmen auf dem Industrie-Gebiet im Süden der Stadt angesiedelt. 500 Menschen stehen dort in Lohn und Brot.
Erst vor wenigen Tagen ist die Neuansiedlung eines Autozulieferers gefeiert worden. Die Firma SMA Metalltechnik GmbH hat in einer ersten Ausbaustufe 1,5 Millionen Euro in den Standort investiert und 100 neue Arbeitsplätze geschaffen. Weitere 2,5 Millionen Euro sollen folgen. Insgesamt 200 Jobs will der Autozulieferer, der unter anderem mit Audi und sogar Porsche zusammenarbeitet, künftig bieten. Bei der Entscheidung über die Standortfrage hat sich Halle nach Angaben von Jürgen Abromeit, Vorstand der Indus-Holding AG, zu der SMA als Tochterunternehmen gehört, gegen Städte in Tschechien, Polen, der Slowakei und in Südafrika durchgesetzt. "Wichtige Faktoren waren dabei die exzellente Verkehrsanbindung, die gute Infrastruktur und die Nähe zu Automobilherstellern. Zudem hat uns die schnelle und unbürokratische Unterstützung durch das Land Sachsen-Anhalt die Entscheidung für Halle-Ammendorf leicht gemacht", so Abromeit.
Dass die Bedingungen an der Eisenbahnstraße stimmen, kann Uwe Albrecht, Chef der Maschinenbau und Service GmbH (MSG), die ihren Sitz ebenfalls auf dem Gelände hat, nur bestätigen. "Gerade für uns ist der Standort mit seinen Gleisanbindungen optimal", sagt Albrecht.
Nach dem endgültigen Aus für den Waggonbau im Jahr 2005 wollte sich der Diplomingenieur und gebürtige Hallenser, der in den 90er Jahren Technischer Direktor und zu Bombardier-Zeiten stellvertretender Werkleiter in Ammendorf war, mit dem Niedergang des Traditionsstandortes nicht abfinden und gründete die Maschinenbaufirma mit zunächst 32 Mitarbeitern. Heute beschäftigt das Unternehmen, das als älteste noch produzierende Waggonbaufabrik in Deutschland gilt, 180 Mitarbeiter. "Die Auftragsbücher sind voll", äußerte Albrecht.
Vor allem für das Gleichgewicht zwischen produzierendem Gewerbe und Dienstleistungsfirmen misst die hallesche Wirtschaftsförderung dem Industriestandort in Ammendorf einen hohen Stellenwert zu. "Wir sind froh, dass sich dort wieder eine stabile Struktur entwickelt hat", sagte Amtsleiter Friedrich Franke. Zuversichtlich blicke er auf die weitere Entwicklung. "Diese hängt aber auch sehr entscheidend davon ab, wie die Firmen ihre Märkte erschließen", meinte Franke.