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Halle Halle: Ostkunst trifft auf Westkunst

Von NADJA REICHERT 05.11.2010, 18:15

Halle (Saale)/MZ. - Das Jubiläumsjahr der deutschen Einheit nähert sich seinem Ende. Wie kaum ein anderes Thema bestimmte der Rückblick auf 20 Jahre des gemeinsamen Wegs die Aufmerksamkeit und bot Anlass und Anreiz auch für Musiker und bildende Künstler. Besonders letztere setzten das Thema in vielen Ausstellungen um. So bietet derzeit auch die "Gemeinschaft der Künstlerinnen und Kunstförderer" aus Halles Partnerstadt Karlsruhe mit ihrem Ausstellungsprojekt einen ganz eigenen Blick auf die Wiedervereinigung.

20 Jahre werden hier dargestellt in zwei mal zehn Versionen - und ausnahmsweise mal aus rein weiblicher Perspektive. Nach erfolgreicher Präsentation in der badischen Metropole ist die Schau nun in der halleschen Villa Kobe zu sehen. "10+10 Positionen" steht aber nicht nur symbolisch für die Jahre seit der deutschen Einheit, sondern auch für die Anzahl der Künstlerinnen: Ostkunst trifft Westkunst - in Gestalt von kreativen Frauen aus dem Raum Halle und der Karlsruher Region - jeweils zehn von jeder Seite. Auf zwei Etagen kann man ihre Sichtweisen auf die Wiedervereinigung bestaunen.

Großformatige Gemälde bedeutender Figuren und Ereignisse der deutsch-deutschen Geschichte von der Hallenserin Christine Bergmann vermitteln einen Eindruck der gespannten politischen Beziehungen in der Zeit des Kalten Krieges und der deutschen Teilung. So zeigt eins ihrer Werke ein Gespräch im Jahr 1973 zwischen dem einstigen Bundeskanzler Willy Brandt und Leonid Breschnew, dem sowjetischen Staats- und Parteichef in Bonn.

Die hallesche Künstlerin Susan Donath zeigt ein Objekt, bestehend aus einer Fotoreihe und einer fast echt wirkenden Urne, auf der "Stasiakten Familie Donath" zu lesen ist. Es ist die kreative Aufarbeitung eines Stücks der eigenen Familiengeschichte.

Höhepunkt und Blickfang der Ausstellung dürften aber die beiden fast lebensgroßen Figuren der Bildhauerin Adelheid Fuss sein. Sie sind der Mittelpunkt der Schau und liegen im Obergeschoss auf dem Boden - Arme und Beine ausgestreckt, als seien sie gestürzt. Doch vielleicht wehren sie auch Druck von außen ab - oder schützen sich mit Händen und Füßen vor den Zumutungen des Regimes, das über sie herrscht.

Im bisherigen Verlauf der Präsentation - sowohl in Karlsruhe wie auch nun in Halle - seien die Besucher vor allem von der "Vielfalt der Werke und der Art der Hängung" angetan gewesen, sagt Dagmar Schmidt, Chefin des Beirats der Kunsthalle Villa Kobe. "Diese Vielfalt entspricht genau der Intention der Ausstellung", sagt sie.

Die Ausstellung ist in der Philipp-Müller-Straße 65 jeweils donnerstags bis sonntags, 14 bis 19 Uhr, zu sehen. Sie endet mit einer Finissage am 21. November um 16 Uhr.