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Halle-Neustadt  Halle-Neustadt : Schul-Campus an der Kastanienallee platzt aus allen Nähten

Von Jan Möbius 23.03.2016, 07:00
Auf der grünmarkierten Fläche in der Mitte des Fotos könnte das Mehrzweckgebäude entstehen.
Auf der grünmarkierten Fläche in der Mitte des Fotos könnte das Mehrzweckgebäude entstehen. Günter Bauer

Halle (Saale) - Eigentlich freuen sich die Leiter der drei Schulen an der Kastanienallee in Neustadt über ihre Zahlen: 800 Mädchen und Jungen besuchen das noch vor wenigen Jahren für überflüssig gehaltene Christian-Wolff-Gymnasium - mehr als 900 könnten es bald sein. Die benachbarte Grund- und auch die Gemeinschaftsschule unterrichten noch einmal etwa 550 Schüler. Die Freude über den Zulauf ist aber bei den Direktoren verhalten. Denn sie haben ein gewaltiges gemeinsames Problem: Die Schulen platzen aus allen Nähten. Allein im Wolff-Gymnasium würden bis zum übernächsten Schuljahr zwölf Klassenräume fehlen, sagt dessen Leiter Andreas Slowig der MZ. Abhilfe würde ein Mehrzweckgebäude schaffen, das von allen drei Schulen gleichermaßen genutzt werden könnte. Doch der Bau würde fast zehn Millionen Euro kosten.

Zwar gebe es momentan noch sowohl im Gymnasium als auch in den beiden anderen Schulen jeweils einen Raum pro Klasse für den Unterricht. Doch gerade für kleinere Fördergruppen, wie etwa Deutschkurse für Migrantenkinder, gebe es schon keinen Platz mehr. „Kritisch wird es auch bei Freistunden und Unterrichtsausfällen“, zählt Ernst Zörner, der Leiter der Gemeinschaftsschule, auf. Für seine Einrichtung, die ja auch eine Ganztagsschule ist, bringe die Platznot sogar noch nach Unterrichtsschluss erhebliche Einschränkungen mit sich. „Es fehlen Technikräume und Zimmer, in den sich Arbeitsgemeinschaften ausbreiten können. Da müssen Materialien auch mal ein paar Tage stehen bleiben können“, sagt Zörner.

Steigende Schülerzahlen

Derzeit würden für derlei Beschäftigungen außerhalb des Unterrichts normale Klassenräume in den Schulgebäuden genutzt. Und nicht nur dafür. Auch die Schulspeisung wird dort eingenommen, wo sonst Mathe und Deutsch auf dem Plan stehen. Diese Probleme hätten ihre Ursachen zum einen in den steigenden Schülerzahlen. Aber auch darin, dass es zum Beispiel weder Speiseräume oder eine Aula in einem der Schulgebäude auf dem „Campus Kastanienallee“ in Neustadt gibt.

Dass an den bestehenden Lehrgebäuden Anbauten kaum möglich seien, darüber gebe es zwischen den Schulleitern und der Stadtverwaltung Konsens. Und auch darüber, dass Abhilfe nur mit einem komplett neuen Funktionsgebäude geschaffen werden kann. Doch dieses Mehrzweckobjekt, in dem für die Grundschule der bisher fehlende Hort einen Platz finden könnte, hätte seinen Preis: „Alles in allem würde es zehn Millionen Euro kosten“, schätzt Zörner. Ein Konzept und eine erste Zeichnung zu dem Projekt gebe es zwar schon - konzipiert von der Stadt. Aber die konkrete Umsetzung scheitere bisher an der Gesamtfinanzierung.

Stadt lehnt Kredit ab

„Eine spezielle Förderung mit öffentlichem Geld gibt es für derartige Neubauten momentan nicht. Ein Kredit kommt für die Stadt nicht infrage“, sagte Zörner. Er habe dafür zwar Verständnis und wisse um die Probleme, die Halle habe. „Aber bei einem Sanierungsstau im Bildungsbereich von rund 200 Millionen Euro fallen unsere Kosten fast nicht mehr auf, die Zinsen werden auch nie wieder günstiger.“ Zumal, sagen Zörner und sein Kollege Slowig unisono, das Vorhaben nachhaltig wäre. „Wir reden von einem Bau, der seine Funktion sicherlich in den kommenden 20 und mehr Jahren erfüllen wird.“

Und das möglicherweise nicht nur für die drei Schulen. Denn deren Leiter können sich vorstellen, ihren Campus und vor allem das Mehrzweckgebäude auch für außerschulische Angebote zu öffnen. „Diesseits der Magistrale gibt es keine Begegnungsstätte mehr, ähnlich der Pusteblume auf der anderen Seite“, sagt Gymnasiums-Chef Slowig. Dafür könnten später Werkstätten und Technikräume im Mehrzweckgebäude genutzt werden. „Kulturveranstaltungen wären zudem in der Aula möglich“, so Slowig. Alles in allem würde das Projekt dem gesamten Wohnareal nahe dem Treff in Neustadt zugute kommen.

Dafür werben die Schulen jetzt öffentlich und suchen gezielt nach Unterstützern. Kleine Erfolge stellen sich dabei offenbar schon ein: „Im April haben wir ein Gespräch mit den Stadtwerken in Halle“, sagt Ernst Zörner. (mz)

Ernst Zörner
Ernst Zörner
Silvio Kison
Andreas Slowig
Andreas Slowig
Silvio Kison