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Halle-Neustadt Halle-Neustadt: Fußgänger stirbt bei Straßenbahnunfall

Von JAN MÖBIUS 21.03.2012, 09:54
Feuerwehrleute an der Unfallstelle (FOTO: GÜNTER BAUER)
Feuerwehrleute an der Unfallstelle (FOTO: GÜNTER BAUER) NGEN

Halle (Saale)/MZ. - Am Mittwoch hat sich an der Neustädter Magistrale eine Tragödie ereignet. Am Vormittag ist an der Haltestelle "Schwimmhalle" ein 23 Jahre alter Student von einer Tram erfasst und überrollt worden. Der junge Mann, der nach Angaben von Polizeisprecherin Anja Koppsieker aus Marokko stammt, starb noch an der Unfallstelle. Er wurde unter der Bahn eingeklemmt, mehr als 20 Feuerwehrleute und Sanitäter hatten vergeblich versucht, ihn zu befreien. Er ist bereits das sechste Todesopfer auf dieser Strecke.

An der Haltestelle "Schwimmhalle" war zuletzt im Januar vergangenen Jahres ein Mensch ums Leben gekommen. Der Jugendliche war damals an einem Ampelübergang bei Rot über die Gleise gelaufen. Der Student am Mittwoch nutzte hingegen einen ungesicherten Überweg. Unfälle mit Toten und Schwerverletzten hat es auf der vor zwölf Jahren gebauten Straßenbahnstrecke in Neustadt immer wieder gegeben. Ein Grund dafür: Ende der 90er Jahre waren die Fußgängerbrücken an der Feuerwache und an der Schwimmhalle abgerissen und durch Übergänge entweder mit Ampeln oder eben auch ohne Sicherheitsanlagen ersetzt worden. Doch selbst dort, wo an der Straßenbahnstrecke Signale installiert sind, kommt es zu folgenschweren Unfällen. Meistens, so die Erkenntnis der Polizei, waren Fußgänger- und Radfahrer selbst die Verursacher. Nämlich immer dann, wenn sie bei Rot die Schienen überquerten.

Der Unfall am Mittwoch offenbart erneut die Schwachstellen entlang der Straßenbahntrasse in Neustadt. Nach ersten Erkenntnissen der Polizei wollte der 23-Jährige kurz nach 10 Uhr die Schienen an einem ungesicherten Übergang am Ende der Haltestelle überqueren. "Er versuchte nach Zeugenaussagen, eine in Richtung Weststraße fahrende Bahn zu erreichen", so Polizeisprecherin Koppsieker. Dabei übersah der junge Mann eine in Richtung Innenstadt fahrende Tram und wurde von ihr erfasst. Auch wenn noch längst nicht alle Ermittlungen abgeschlossen sind, kann wohl davon ausgegangen werden, dass dem Studenten Unachtsamkeit zum Verhängnis wurde.

Der 32-jährige Fahrer der Bahn musste mit einem schweren Schock in ein Krankenhaus eingeliefert werden. Auch an den Einsatzkräften sind die schrecklichen Bilder nicht spurlos vorbeigegangen. So hatten einige der eingesetzten Retter von der freiwilligen Feuerwehr Probleme, das Erlebte zu verarbeiten.

In Halle-Neustadt fahren die Bahnen im eigenen, allerdings gut einsehbaren Gleisbett mit höheren Geschwindigkeiten als in anderen Bereichen Halles. Zudem sind dort fast ausschließlich leise Niederflurzüge unterwegs - ein oft unterschätztes Risiko. Das weiß man auch bei der Halleschen Verkehrs AG und hat in den vergangenen Jahren nach einer Reihe von schweren Unfällen und heftiger Kritik in Fragen der Sicherheit nachgebessert. Nach einem tödlichen Unfall 2007 waren am Überweg am Intercity-Hotel die roten Leuchten der Ampeln vergrößert, zusätzliche Warnschilder aufgestellt und Blinkleuchten in den Erdboden eingelassen worden. Letztere springen an, wenn sich Bahnen oder Busse nähern. Auch an der Schwimmhalle wurden zusätzliche Kennzeichnungen auf das Gehwegpflaster aufgebracht. Zudem müssen die Fahrer der Bahnen vor der Einfahrt in die Haltestellen klingeln. "Das Verkehrsunternehmen hat viele Maßnahmen ergriffen. Es können aber nicht überall Ampeln aufgestellt werden. Es bleibt eben auch ein Restrisiko", sagte Koppsieker.

Der Unfall am Mittwoch brachte zudem eine ganze Reihe von Problemen mit sich, die Auswirkungen auf die gesamte Stadt hatten. Der Straßenbahnverkehr aus Neustadt musste für eine Stunde komplett eingestellt werden. Die Magistrale war für den Autoverkehr gesperrt.