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Halle Halle: Nackt - wie damals im Magazin

Von katja pausch 27.04.2012, 17:53

Halle (Saale)/MZ. - Am Zeitungskiosk war es jahrzehntelang so genannte Bückware: "Das Magazin". Es wurde, da Mangelware, ganz diskret in eine unverfängliche Tageszeitung eingewickelt an den Kunden rübergereicht - und nur dann, wenn man mit der Zeitungsfrau im Kiosk (meist waren es Frauen) gut bekannt war oder mal ein Trinkgeld drauflegte (was sich oft gegenseitig bedingte).

Als Rarität galt die Zeitschrift auch wegen ihrer hervorragenden Aktfotografien, die von mehreren namhaften Fotografen stammten. Einer davon ist Rudolf Schäfer, dessen Aktfotos aus den Jahren 1973 bis 2003 derzeit bei Stelzer und Zaglmaier zu bewundern sind. Begleitend sind im Kabinett Malereien und Zeichnungen von Hans-Christoph Rackwitz zu sehen.

Schäfers erste Veröffentlichung im renommierten "Magazin" beruhte auf einer selbstinitiierten Einsendung eines Fotos, das keinen Akt, sondern ein Mädchen als Schattenriss in einer Baumlandschaft zeigt: Martina Grabowitz, lange Jahre eines seiner Modelle. "Das war 1973", erinnert sich Schäfer, der kurz zuvor aus Gotha nach Berlin gekommen war, um an der Fachschule für Werbung und Gestaltung zu studieren - nicht Fotografie, sondern Werbeökonomie. Doch schnell sollte Schäfer, heute im Stadtbild mit seinem weißen, zum Zopf gebundenen Haarschopf auffallend, dann doch bei der Fotografie landen: "Nachdem ich das Bild eingesandt hatte, waren die beim Magazin des Lobes voll - und baten mich, weiterzumachen", erzählt Schäfer, nach seinem Diplom 1983 an der Leipziger Hochschule für Grafik und Buchkunst später Meisterschüler an der Akademie der Künste in Berlin und 1997 als Professor für Fotografie an die Kunsthochschule Burg Giebichenstein berufen.

Dem ersten Foto von 1973 folgten also unzählige weitere. Viele der Modelle, die Schäfer ablichtete, waren Mannequins - "und sehen heute noch toll aus", so Schäfer. Doch ob Profi vor der Kamera oder nicht - "bei jeder Sitzung entsteht für die Dauer der Foto-Session eine intime Situation und es beginnt eine Art Magie, die im normalen Leben nicht möglich wäre", erzählt der gebürtige Thüringer. Was bleibt, sei das Foto als einziger Beweis dieser Traumwelt, als angehaltene Zeit. Um überhaupt eine solche intime Situation herstellen zu können, bedarf es, so der Fotograf, ein "tatsächliches Interesse an Schönheit, an Weiblichkeit". Wenn sich am Ende "alle wohlfühlen - das Model, der Fotograf und letztlich der Betrachter" - sei das Ziel erreicht. Die allgegenwärtige, voyeuristische Nacktheit auf Covern und im TV heute sieht Schäfer indes mit gemischten Gefühlen: "Werbestrategen geben uns damit vor, was wir schön finden sollen." Für Schäfer ist Schönheit ein Geheimnis, das er nicht mit Worten formulieren könne - mit seinen Bildern schon.

Eröffnung in der Galerie Stelzer und Zaglmaier, Große Steinstraße 57, am Samstag um 15 Uhr. Galeriegespräch am 24. Mai um 19.30 Uhr