Halle Halle: Mittelstandspreis für Scil Proteins
Halle (Saale)/MZ. - Ja, sagt Ulrike Fiedler, manchmal blickt sie in Gedanken durchaus zurück zu den Anfängen. Und, ja, dann kann sie immer wieder staunen über das, was da entstanden ist. In der Tat: Aus einer kleinen Biotechnologie-Firma, der zum Zeitpunkt der Gründung im Jahr 1999 gerade mal ein halbes Dutzend Mitarbeiter angehörte, ist eines der Aushängeschilder des halleschen Weinberg-Campus geworden: Aktuell beschäftigt das Unternehmen "Scil Proteins" 122 Mitarbeiter; 40 von ihnen arbeiten in der firmeneigenen Forschungs- und Entwicklungsabteilung.
Die unternehmerische Entwicklung ist bereits mit diversen Preisen ausgezeichnet worden - nun ist ein weiterer hinzugekommen: der "Große Preis des Mittelstands". Obwohl undotiert, zählt er zu den deutschlandweit begehrtesten und wichtigsten Wirtschaftsauszeichnungen. Am Wochenende konnte Ulrike Fiedler den Preis bei einer Gala in ihrer Heimatstadt Dresden entgegennehmen.
Diese Ehrung, sagt sie, sei tatsächlich etwas Besonderes. Der Mittelstand habe nämlich eigentlich keine ausreichende Plattform. Besonders wichtig ist der 43-Jährigen: Mit dem "Preis des Mittelstands" würden nicht nur Innovationen oder "eine coole Technologie" belobigt, es werde vor allem der solide Aufbau eines mittelständischen Unternehmens in seiner Gesamtheit bewertet.
Solidität - genau darauf wurde bei Scil Proteins von Anfang an großer Wert gelegt. "Wir haben immer auf zwei Standbeine gesetzt: Service und Entwicklung." In gewisser Weise ist das eine Gratwanderung, zumindest bei Verhandlungen mit potenziellen Geldgebern. Denn am Geschäftszweig Service sind die Risikokapitalgeber nicht so interessiert, während die klassischen Investoren den enorm finanzintensiven Bereich der Entwicklung nicht so sehr mögen. Eigentlich.
Im Fall von Scil Proteins sind die Rechnungen aufgegangen. Und auch wenn dieses Jahr noch lange nicht zu Ende ist, sagt Ulrike Fiedler bereits: "Es war ein interessantes Jahr." - Was freilich fast schon wieder ein bisschen untertrieben klingt, denn es hat bereits in den ersten neun Monaten mindestens zwei für die Firmengeschichte bedeutsame Ereignisse gegeben: Da ist zum einen die Zulassung der Europäischen Arzneimittelbehörde als Hersteller eines Arzneimittelwirkstoffs, der bei Herzinfarkt eingesetzt wird. "Das ist schon so was wie der Ritterschlag", sagt Ulrike Fiedler, die übrigens Mutter von vier Kindern ist.
Zum anderen freut man sich über eine Forschungskooperation mit einem großen japanischen Pharma-Konzern - die Verhandlungen hatten sich über mehr als ein Jahr hingezogen. Der erfolgreiche Abschluss ist für die Hallenser ein klares Zeichen dafür, dass sie sich mit ihren Angeboten selbst im weltweiten Markt durchsetzen können.
Was genau bei Scil Proteins geschieht, ist freilich nicht so ganz leicht zu erklären. Geforscht wird quasi im fürs menschliche Auge unsichtbaren Bereich. Die Mitarbeiter verändern gezielt Proteine. Im Mittelpunkt steht dabei das sogenannte Affilin-Molekül, das kranke Zellen - etwa auch Krebszellen - erkennen und beeinflussen und somit bei der Therapie eingesetzt werden kann. Noch ist es nicht so weit, doch die Geschäftsführerin ist zuversichtlich: "In einigen Jahren könnten die ersten Medikamente auf dem Markt sein."