Basketballerinnen der Lions Halle Lions: Wie Trainer José Araujo den Neuanfang in Halle angeht

Halle (Saale) - Wirklich verlockend klang das Angebot zunächst nicht. Da ist José Araujo ehrlich. „Ich habe gefragt: Die sind doch abgestiegen, oder?“, beschreibt der Portugiese die erste Reaktion, als ihn sein Agent über das Angebot der Halle Lions informierte.
„Ich habe noch nie ein Zweitliga-Team trainiert, wusste nicht, ob ich das machen will“, berichtet der drahtige 46-Jährige beim Gespräch in der Erdgas Sportarena von seinen Zweifeln. Wenig später leitet er seine erste Einheit. Araujo ist der neue Chef-Trainer der Halle Lions, damit eines der zentralen Gesichter des ausgerufenen Neuanfangs im halleschen Damen-Basketball nach dem Erstliga-Abstieg.
Halle Lions: Wiederaufstieg das Ziel
Das ist der Kader der Gisa Lions SV Halle für die kommende Saison in der zweiten Basketball-Bundesliga, Staffel Nord. Die beginnt für die Lions am 29. September mit einem Heimspiel gegen die Neuss Tigers. In der Liga spielen zehn Teams .
Christin Yuri Mercer (24/USA)
Jalea Elysha Bennet (22/USA)
Barbora Kasparkowa (26/Tsche.)
Dimitra Kampouraki (25/Griech.)
Leva Kaziauskaite (24/Litauen)
Elisa Hebecker (23)
Lena Büschel (19)
Laura Schinkel (18)
Janina Schinkel (18)
Celina Kühn (19)
Für den Ligabetrieb wurden auch die sechs Nachwuchsspielerinnen Charlotte Kreuter, Lina Heinicke, Leonie Wackermann, Vivien Friedenberger und Vivian Müller gemeldet.
Es seien die Gespräche mit Cornelia Demuth und Lysann Kairies, der alten und der neuen Geschäftsführerin der Lions, gewesen, die ihn nach seinen anfänglichen Bedenken doch zu einem Engagement in Halle bewegt hätten. „Sie haben mir das Projekt in Halle überzeugend vorgestellt“, sagt Araujo. Die Möglichkeit einen Neuanfang mitzugestalten, Schritt für Schritt etwas aufzubauen, „das hat meine Aufmerksamkeit erregt“, sagt er. „Ich habe hier die Chance, Teil von etwas zu sein, das beginnt und kann helfen, das es wächst.“
Tatsächlich kann Araujo nicht nur, er muss bei den Lions Aufbauarbeit leisten. Nach Jahren der Enttäuschung, die im Abstieg aus der ersten Liga gipfelten. Er muss ein neues Team formen, aus den jungen Deutschen, die im Verein geblieben sind und ausländischen Spielerinnen, die er - bis auf die US-Amerikanerin Christin Mercer - vorher nicht kannte. Er muss das Team dazu bringen, wieder einen Basketball zu spielen, der die zuletzt so gefrusteten Fans in Halle begeistert. Vor allem aber muss er schnell die Rückkehr in die erste Liga schaffen. „Das ist kein Geheimnis. Das Motto steht ja sogar auf der Webseite: ,Wir kommen wieder’“, sagt Araujo. „Wir versuchen, das zu schaffen.“
Anspannung oder Nervosität verspürt er ob der so mannigfaltigen, wie herausfordernden Aufgabe aber nicht. „Nervös? Nein, ich bin nicht nervös“, betont er.
José Araujo: Viel Erfahrung als Trainer
Dafür ist er wohl einfach schon zu lange Trainer, hat schon zu viel gesehen. Geboren in der ehemaligen portugiesischen Kolonie Mosambik flüchtete die Familie mit dem sechsjährigen José vor dem Bürgerkrieg, der nach der Unabhängigkeit aufflammte, nach Portugal. „Dadurch habe ich früh gelernt, mich anzupassen, mich auf neue Situationen einzustellen“, sagt er.
So konnte er auch verarbeiten, als ihm ein Trainer mit Anfang zwanzig sagte, dass aus ihm nie ein guter Basketballspieler werde. „Schlau“, sei das gewesen, sagt er. „Denn er hat mich bewegt, als Trainer anzufangen.“
Mit 23 Jahren betreute Araujo seine erste Mannschaft, wechselte anfangs zwischen Männer- und Frauenbasketball, bis er dann gänzlich bei den Damen landete. Mit seinem Heimatverein Coimbra und später mit einer Mannschaft aus Lissabon feierte er vier portugiesische Meisterschaften, ging dann nach Rumänien. Neues Land, neue Kultur, ein großer Schritt. „Aber kein Schock, ich habe gelernt, mich anzupassen.“
Lions-Trainer José Araujo: „Ich werde Deutsch lernen“,
In Portugal gebe es nur zwei, drei Mannschaften mit Ambitionen. „Wenn man sich in seiner Karriere Schritt für Schritt entwickeln will, muss man das Land verlassen“, erklärt er den Gang nach Rumänien. Dort coachte Araujo vier Jahre, holte einmal den Pokal und hörte zufällig auch erstmals von den Halle Lions. „Kristen McCarthy spielte in Rumänien. Dann ging ihr Team pleite“, erzählt Araujo. Die Lions hatten Interesse, der damalige Coach René Spandauw bat um Araujos Expertise. McCarthy wechselte dann tatsächlich für ein halbes Jahr nach Halle.
Dorthin, wo Araujo nun den „nächsten Schritt“ in seiner Karriere machen will. Den möchte er in den ersten Wochen mit einem Fokus auf die Offensive angehen und so die Chemie, das Miteinander im Team stärken.
Wie bei allen Trainer, die neu in einen Verein kommen, liegt der Fokus zunächst voll auf diesen Aufgaben, auf den Lions. „Ich habe eine Wohnung vom Verein nahe der Halle. Bis auf den Supermarkt, das Büro und den Gym habe sehe ich derzeit nichts“, sagt er. Viel Ablenkung hat er aber sowieso nicht, seine Freundin ist in Portugal geblieben, arbeitet dort.
Eine Sache gibt es dann aber doch neben dem Basketball. Über seine Pläne, seine Karriere erzählt Araujo auf englisch. Auf dem Court kein Problem, schließlich ist das die internationale Basketball-Sprache - in der Interaktion mit Fans und Sponsoren durchaus. Das haben die Lions vor drei Jahren bei Ex-Trainerin Jen Kerns gemerkt. „Ich werde Deutsch lernen“, kündigt der Neue deshalb an.
››Am Donnerstag stellt sich die Mannschaft um 18 Uhr in der Erdgas Arena bei einem öffentlichen Training den Fans vor.
(mz)