Halle Lions Saison 2015/2016 Halle Lions Saison 2015/2016: Alle Spielerinnen in der MZ-Einzelkritik

Halle (Saale) - Die SV Halle Lions, der Vizemeister von 2012, sind im Viertelfinale um die deutsche Meisterschaft gescheitert. Der Favorit aus Herne mit vier deutschen Nationalspielerinnen erwies sich im dritten Spiel am Sonntag als zu stark für das Team von Trainer René Spandauw. Wie aber trat die Lions-Mannschaft in der nun für die abgelaufenen Saison auf? Die MZ schätzt Spielerinnen und Trainer in einer Einzelkritik ein.
Das Saisonfazit für jede Spielerin
Einzelkritik im Überblick: Die Ausländerinnen
#23 Sasha Tarasava
Die weißrussische Nationalspielerin einzukaufen, war ein Wagnis. Die bange Frage: Wie hatte sie ihren Kreuzbandriss auskuriert? Antwort: vollständig. Die 27-Jährige avancierte zum Star des Teams, zum Publikumsliebling, zur besten Werferin der gesamten Liga. Sie erzielte sensationelle 588 Punkte - im Schnitt 23,5 pro Spiel. Das schaffte nicht einmal Halles Liga-MVP aus dem Jahr 2012, Tamara Tatham. Tarasava warf 152 Zähler mehr als die zweitplatzierte dieser Statistik. Was sie nicht war: eine Passgeberin. Sie übernahm es zwar, als Spandauws rechte Hand auf dem Feld viele Anweisungen zu geben, glänzte aber selten durch Regiequalitäten im Spiel. Machte vieles auf eigene Faust, vieles davon prima. Soll gehalten werden.
#5 Kristen McCarthy
Die Amerikanerin kam in der Winterpause, machte in 13 Spielen - 25 hatte die Saison für die Lions - immerhin 231 Zähler (Schnitt 17,8) und eroberte 96 Rebounds. Sie erwies sich als eine echte Verstärkung, als zweiter Star neben Tarasava, leistete sich kaum einen schwachen Auftritt - leider aber in der ersten Halbzeit beim letzten Spiel in Herne. Kann nicht gehalten werden, weil zu teuer.
#40 Kaneisha Horn
Mit ihrer Wucht und ihrem kämpferischen Elan eine wichtige und wertvolle Spielerin. Sie kam kurz nach Saisonstart aus Wasserburg, machte in 20 Spielen 161 Punkte und holte 127 Rebounds - 19. der Liga und beste Lions-Spielerin, was das große Manko der gesamten Mannschaft zeigte: Es fehlte eine zweite große Abräumerin neben Horn. Sie soll gehalten werden.
#15 Lauren Engeln
War zu Saisonbeginn höchst umstritten. Dribbelte viel für die Galerie - ohne Effektivität. Verstand aber zusehends besser, was Spandauw von ihr erwartete. Trumpfte immer stärker auf und wuchs in die Rolle einer Anführerin - auch außerhalb des Feldes. Lions-Zukunft offen.
#33 Emiliya Yancheva
Die fröhliche Bulgarin war unter dem Strich eine sportliche Enttäuschung. Im Training durchaus wertvoll, verließ sie im Spiel stets das Selbstbewusstsein. Kam kaum auf Einsatzzeit und machte in der Saison nur 32 Punkte. Hat keine Lions-Zukunft.
#11 Chantelle Pressley
Die Amerikanerin mit britischem Pass war wie McCarthy in der Winterpause aus England zum Team gestoßen. Sie war mit dem Niveau in der Bundesliga überfordert, hatte aber wie Yancheva auch Probleme mit der manchmal rauen Tonart von Coach Spandauw. Wirkte zunehmend verunsichert.
Einzelkritik im Überblick: Die deutschen Spielerinnen
#14 Alina Hartmann
Die 20-Jährige entwickelte sich von Beginn an zur Leistungsträgerin im Team. Sie kam auf 182 Punkte und 125 Rebounds - jeweils drittbeste Werte der Mannschaft. Natürlich folgten auf viele Höhen auch manche Tiefen. Doch Formschwankungen sind in diesem Alter ganz verständlich. Sie ist eine kommende A-Nationalspielerin und ein wichtiger Eckpfeiler des künftigen Teams. Sie bleibt aber nur, wenn sie ihren Wunschstudienplatz in Halle bekommt.
#9 Inken Hennigsen
Die Ersatzspielerin der letzten Jahre, deren Motivation durch wenig Einsatzzeit gelitten hatte, bekam endlich die Chance zu zeigen, dass eine Bundesliga-Spielerin in ihr steckt. Sie nutzte diese und kam auf 482 Minuten Einsatzzeit. 19 Minuten waren es in der Vorsaison. Sie zahlte das Vertrauen vor allem in der Anfangsphase der Saison zurück, ließ dann etwas nach. Verwandelte 21 Dreier.
#37 Mareike Müller
Die Hallenserin zählte neben Henningsen und Laura Hebecker zu den drei verbliebenen Spielerinnen aus dem Vorjahres-Kader. Die 21-Jährige mit dem großen Talent stagniert aber in ihrer Entwicklung. Physisch ist sie zu schwach für die Liga. Deshalb kam sie nur auf 118 Minuten Spielzeit.
#12 Laura Hebecker
Ein Kreuzbandriss - zugezogen bei der Nationalmannschaft - stoppte sie in einer bis dahin großartigen Saison. Neun Spiele machte sie und dabei 111 Punkte, 50 Prozent ihrer Dreier-Würfe trafen das Ziel. Nach ihrem Ausfall brach das Team zwischenzeitlich auseinander. Der Verlust wurde nie kompensiert.
#77 Laura Schinkel
Sie stieg zum unerschrockenen Jungstar der Mannschaft auf. Die 16-Jährige durfte in die DBBL reinschnuppern, sammelte Erfahrungen und war bei ihren Einsätzen nicht einmal ein Wagnis, weil sie prima mitmischte. In 164 Spielminuten machte sie 22 Punkte.
#41 Janina Schinkel
Verblüffte wie ihre Zwillingsschwester, konnte sich aber nicht ganz so in Szene setzen: 56 Minuten, vier Punkte. Aber auch ihr gehört die Zukunft.
Celina Kühn, Lena Büschel, Anna Hanzalek
Das Trio wurde von Spandauw sporadisch ins kalte Wasser geworfen und machte wertvolle Erfahrungen. Mit den Schinkel-Schwestern sind sie zentrale Spielerinnen der Junior-Lions, die sich anschicken, die Meisterschaft in der WNBL zu gewinnen.
Einzelkritik im Überblick: Die Aussortierten und der Trainer
Kendall Kenyon, Renata Szmutku, Sophia Ederaine
Kenyon hatte großes Potenzial war aber letztlich nicht mit genug Herz bei der Sache. Das von ihr erwartete Niveau erreichte sie nicht - auch nicht bei ihrem neuen Verein in Keltern. Ederaine war wertvoll. Sie blockte hervorragend in der Defensive, erzielte auch wichtige Punkte. Musste gehen, weil ihre Knie dauerentzündet waren, sie laut Arzt eine lange Pause brauchte und den Lions deshalb nicht weiterhelfen konnte. Gleichwertig ersetzt wurde sie nicht. Überraschenderweise spielte sie dann kurz in Wasserburg und dann beim Absteiger Osnabrück die Saison zu Ende. Der Rumänin Szmutku erreichte nie Erstliga-Niveau.
René Spandauw
Der Holländer mischte Halles Frauen-Basketball auf. Er kam mit vielen Ideen und großen Ambitionen. Brachte jede Menge frischen Wind. Unter dem Strich holte er das Maximum aus dem Team. Er lag aber mit seinen Einschätzungen bei Kenyon, Yancheva, Pressley und Szmutku daneben. Die galten zwar nie als Top-Spielerinnen, waren auch entsprechend preiswert, aber dass sie so unter den Erwartungen blieben, das enttäuschte Fans wie Trainer. Neben Horn fehlte deshalb eine zweite große, robuste Spielerin unter dem Korb.
Die Mannschaft passte menschlich sehr gut zueinander, doch das sportliche Zusammenspiel ließ Wünsche offen. Tarasava bekam alle Freiheiten. Sicherlich nachvollziehbar, dem Teamplay jedoch abträglich. Hier, an einer konzentrierteren Defensivarbeit wie an temporeichen System mit gewitzten Spielzügen in der Offensive ist der Arbeits-Ansatz für die neue Saison.