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Halle Halle: Lebewohl Capitol?

Von MICHAEL DEUTSCH 22.10.2010, 18:07

Halle (Saale)/MZ. - Der Capitol-Betreiber Holm Nebelung und Geschäftspartner Siggi Jonsson, die zwölf Jahre lang das Haus in der Lauchstädter Straße führten, ziehen mit dem kompletten Interieur samt Personal in das nahe gelegene ComCenter in die Philipp-Müller-Straße um. "Nach der Silvesterfeier ist im Capitol Schluss", kündigt der Noch-Capitol-Chef an.

Unter dem Namen "Belle-Etage" will Nebelung im Januar ein Tanzhaus mit Kino und Kleinkunstbühne eröffnen. "Dazu haben wir die komplette erste Etage angemietet, die derzeit schon dafür umgebaut wird", sagt der 53-Jährige, der dem Capitol nicht grundlos lebewohl sagt. "Wir befinden uns in einer unsicheren Situation", erklärt er. Denn die Eigentümerin wolle das imposante, 1925 erbaute Haus verkaufen. Im Internet sei das bereits öffentlich gemacht worden, sagt der Betreiber, der aus dieser Absicht schlussfolgert, das Investitionen hinten angestellt werden. Außerdem fehlten Parkplätze, und als dritten Grund führt Nebelung den Knatsch mit einem zweiten Eigentümer an. Dem gehöre die Grünfläche vor dem Capitol, die zunehmend verlottere.

Wolfram Küßner, Bruder der Capitol-Eigentümerin, spricht dagegen von offenen Geheimnissen. Es gebe doch schon jahrelange Bemühungen das Haus zu verkaufen - selbstverständlich zu einem angemessen Preis, sagt er. "Sicher ist das nicht der wahre Grund für den Auszug", sagt Küßner. Nebelung habe den Termin für eine Vertragsverlängerung verstreichen lassen. Wie Küßner erzählt, sei er im Gespräch mit einem Nachmieter und glaube fest daran, dass das Capitol durch einen nahtlosen Betreiberwechsel nach dem Jahreswechsel weitergeführt wird.

Indes sieht Nebelung im ComCenter neue Chancen und Möglichkeiten. Mit der Bonn-Halleschen Immobiliengesellschaft, die das Center bewirtschaftet, habe er einen Zehn-Jahresvertrag geschlossen. Den Charmeverlust des Capitols will er mit den Liebreizen wettmachen, die das neue Haus bietet, in dem in den 80er Jahren die Bezirksleitung der SED saß.

Umgangssprachlich bei den Hallensern noch heute als "Cafe Böhme" bekannt - weil so der 1. Sekretär der SED-Bezirksleitung Halle hieß - will er gerade den modernen Retro-Stil der 80er Jahre wiederbeleben. Dabei soll auch der Haus-Charakter aufpoliert werden, der zu DDR-Zeit die Topmoderne symbolisierte.

"Das Haus hat einen wunderschönen Kinosaal mit Parkettfußboden und Holzfurnierung", schwärmt der Gastwirt und Kinoenthusiast, der eine Kneipe mit Raucherlounge einrichten will. Zudem böten sich die großen und hellen Räumlichkeiten auf rund 900 Quadratmetern für Kongresse und Tagungen an. "Dieses Geschäftsfeld wollen wir ganz neu etablieren", sagt Nebelung.