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Halle Halle: Kampfhund fällt Pferd an

Von KAI GAUSELMANN 23.08.2010, 18:32

HALLE/MZ. - Leon ist ein klassischer Friese: Kräftig und so kaltblütig, dass er selbst dann nicht durchdreht, wenn ihm ein Kampfhund mit aller Kraft in die Schnauze beißt. Leon ist ein stattlicher Wallach von gut 1,70 Metern Schulterhöhe. Sein Angreifer war auch nicht ohne: Mutmaßlich ein American Staffordshire Terrier - ein etwa dreißig Kilogramm schweres Kraftpaket. Er fiel am Sonntag mitten in Halles Innenstadt über Leon her. Wie er heißt, weiß man nicht - sein Halter machte sich nach der Attacke mit dem Hund aus dem Staub.

"Es war ein Glück, dass meine Pferde Friesen sind", sagt Anke Dehn, Leons Besitzerin vom Reiterhof Teicha (Saalekreis). "Andere Pferde wären durchgegangen." Dehn war mit der leeren zweispännigen Kutsche unterwegs zu einer Stadtrundfahrt. Die Attacke fand am Reileck / Ecke Bernburger Straße statt - sie trennt Mühlweg- und Paulusviertel, beliebte Wohnquartiere mit vielen Familien mit kleinen Kindern. Dehn ist auch einen Tag nach der Attacke geschockt. "Ich hatte Angst. Wenn der Hund auch noch ein Kind angefallen hätte - es war so schlimm." Anke Dehn ist wütend auf den geflüchteten Halter. "Der hat wohl keine Haftpflicht für den Hund und will keine Verantwortung übernehmen."

So bleibt Dehn auf dem Schaden sitzen: Das zweite Pferd, Tsjebe, erlitt nur leichte Verletzungen an den Beinen. Leon aber hat der Hund vor allem in die Nase, die empfindlichste Stelle des Pferdes, gebissen. Ein Tierarzt hat die Wunde getackert. Behandlungskosten, 14 Tage Ausfall Leons und die verpasste Stadtrundfahrt summieren sich - Dehn schätzt den Schaden auf 1 000 Euro. Die 37-Jährige hofft, dass der Halter noch ermittelt wird. "Wenn sich die Polizei bemüht und in dem Viertel Streife geht, dann wird sie Hund und Halter finden. Beide waren auffällig." Der Halter ist laut Dehn etwa 1,70 Meter groß, muskulös, hat kurze blonde Haare und ist an Armen und Hals bis an den Rand des Gesichtes tätowiert; der Hund war ein weißer Staffordshire Terrier mit schwarzen Flecken. Polizeisprecher Ralf Karlstedt dämpfte am Montag allerdings die Hoffnung. "Das war keine Straftat", sagte er. Tiere gelten juristisch als Sache, eine Sachbeschädigung komme nur in Frage, wenn dem Halter nachgewiesen werden kann, dass er den Hund auf die Pferde gehetzt hat. "Wahrscheinlich war es eine Ordnungswidrigkeit", so Karlstedt. Ermittelt werde aber noch, weil es eine mögliche Spur zur Begleiterin des Hundehalters gebe. "Wir versuchen ihre Identität zu klären." Extra Streifen in dem Viertel stellte er nicht in Aussicht. "Das ist schwierig, in einer Stadt wie Halle hat die Polizei eine Vielzahl von Aufgaben." Halles Ordnungsdezernent Bernd Wiegand versprach, sich zu kümmern - sobald die Polizei den Vorgang weitergibt. "Wir gehen dem nach." 67 "Beißvorfälle" hat die Verwaltung seit 2008 registriert. Zwei Mitarbeiter sind ausschließlich für Hunde zuständig. Sie würden auf Streife gehen und etwa Verstöße gegen den stadtweit geltenden Leinenzwang für alle Hunde ahnden. Unter anderem ermittelten sie 13 gefährliche Hunde, die weder angeleint waren noch einen Maulkorb trugen.

Gefährliche Kampfhunde ohne Maulkorb und Leine - eigentlich sollte das in Sachsen-Anhalt seit Ende 2008 Geschichte sein. Damals beschloss der Landtag ein Kampfhundegesetz mit einer Rasseliste, die auch American Staffordshire Terrier erfasst. Sachsen und Thüringen haben ähnliche Regelungen. Dennoch kommt es immer wieder zu Attacken, auch tödlichen. Ob das Gesetz wie erhofft wirkt, will man wie beschlossen aber erst in zwei Jahren überprüfen. Das Landesinnenministerium will dem nicht vorgreifen. "Eine sachgerechte Aussage zu den Auswirkungen des Gesetzes lässt sich zum jetzigen Zeitpunkt - weit vor Ablauf des ,Evaluierungszeitraumes' - nicht treffen", sagte ein Sprecher der MZ.

Das Ordnungsamt der Stadt Halle nimmt Hinweise auf gefährliche Hunde entgegen unter Tel.: 0345-22 11 356