Halle Halle: Kampf gegen Komatrinken steht an der ersten Stelle
HALLE/MZ. - Das Büro im Gesundheitsamt, das Sylke Bühler im März in der Niemeyerstraße bezogen hat, ist recht klein. Doch die Aufgaben, die die Nachfolgerin der langjährigen halleschen Drogenbeauftragten Christine Günther übernommen hat, sind riesig: Neben der Drogenprävention ist sie auch für Aufklärungsarbeit in den Bereichen Aids und für religiöse Sondergemeinschaften - sprich: Sekten - zuständig. Damit änderte sich auch die Dienstbezeichnung: Die 45-jährige ist Halles "Projektmanagerin Sucht und andere Gesundheitsgefährdungen".
Dennoch konnte sich Sylke Bühler, die 2005 vom Jugendamt ins städtische Gesundheitsamt wechselte, entspannt in ihre neue Stelle einarbeiten: "Christine Günther hat zehn Jahre lang ein gut funktionierendes Netzwerk gegen Drogen aufgebaut. Ich habe viele Freiräume für andere Aufgaben", lobt sie ihre Vorgängerin. Als wichtigstes Problem sieht sie die Alkohol-Prävention bei Jugendlichen: "Tabak ist zwar die Droge Nummer eins, aber bei Alkohol entstehen langfristig die größeren Schäden."
Ihr Wunsch ist es, dass Halle sich wie mehr als 100 andere Städte und Gemeinden in Deutschland an dem Modellprojekt "Halt" des Bundesgesundheitsministeriums beteiligt. Neben Aufklärung und Sensibilisierung zum Thema Alkohol spielt dabei die enge Zusammenarbeit mit Krankenhäusern eine Rolle - hier sollen Jugendliche, die nach einem Alkoholexzess eingeliefert wurden, gezielt von Mitarbeitern der Suchtberatungsstellen angesprochen werden. Oft sei in dieser Situation die Einsichtsfähigkeit groß, so Bühler. Nicht nur die Jugendlichen, auch den Familien können dabei umfassende Hilfen angeboten werden. "In anderen Städten hat dieses Projekt hohe Erfolgsquoten erzielt", berichtet sie.
Knackpunkt sei jedoch die Finanzierung, in die auch Krankenkassen eingebunden werden sollen - hier laufen die Gespräche noch. Möglicherweise könne man aber auch einzelne Bausteine des Projekts herausgreifen. Etwa den, dass mit Veranstaltern von Festen Vereinbarungen abgeschlossen werden, in denen nicht nur das ohnehin bestehende Alkoholverbot für unter 16-Jährige festgeschrieben wird, sondern auch, dass kein Alkohol an Betrunkene ausgegeben wird und bei betrunkenen Jugendlichen darauf geachtet wird, dass diese von Freunden oder mit einem Taxi nach Hause gebracht werden.
Durch eine enge Vernetzung von Jugendhilfe, dem Ordnungsamt und anderen Partnern wie beispielsweise Schulen kann laut der "Halt"-Zielsetzung auch eine konsequentere Umsetzung des Jugendschutzgesetzes erreicht werden.
Eindrucksvoll, so hat Sylke Bühler bei einer Schulung zum Projekt "Halt" erfahren, waren in anderen Städten auch Veranstaltungen, bei denen Jugendlichen eine so genannte Rauschbrille aufgesetzt wurde, die die Sichtweise bei hohem Alkoholkonsum simuliert. "Dabei konnten sie zum Beispiel im nüchternen Zustand realisieren, dass sie unter Alkohol nicht einmal in der Lage sind, im Ernstfall eine Notrufnummer ins Handy einzutippen", so Bühler. In Wittenberg und Eisleben laufe das Modellprogramm bereits.
Sylke Bühler ist zu erreichen unter:
Telefon 0345 / 2 21 32 69.