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Halle hilft Bergamo Halle hilft Bergamo: Corona-Erkrankte werden in isoliertem Bereich untergebracht

Von Dirk Skrzypczak 03.04.2020, 07:21
Ankunft der an Corona erkrankten Italiener im Klinikum Bergmannstrost
Ankunft der an Corona erkrankten Italiener im Klinikum Bergmannstrost Silvio Kison

Halle (Saale) - Am Donnerstagabend äußert sich Professor Hermann Wrigge, Chefarzt der Klinik für Anästhesiologie, Intensiv- und Notfallmedizin im Bergmannstrost, telefonisch gegenüber der MZ zum Gesundheitszustand der ersten beiden Patienten aus Bergamo, die am Nachmittag mit einem Spezialflugzeug aus Norditalien ausgeflogen worden waren.

„Ihre Verfassung ist stabil mittelschwer. Seit 14 Tagen werden sie künstlich beatmet. Und sie wurden von den Kollegen in Bergamo in einen künstlichen Tiefschlaf versetzt.“ Vier Intensiv-Patienten, die sich mit dem Corona-Virus infiziert haben, werden jetzt im Bergmannstrost versorgt. Es handelt sich um drei Männer der Jahrgänge 54, 66 und 70 sowie eine Frau (Jahrgang 61).

Bergmannstrost reagiert auf einen Hilferuf aus Norditalien

Das Bergmannstrost reagiert damit auf einen Hilferuf aus Norditalien. „Die Übernahme basiert maßgeblich auf einer Gemeinschaftsinitiative unseres Hauses mit dem Elisabeth-Krankenhaus, dem Katastrophenstab der Stadt Halle und den anderen Kliniken in Halle“, sagt Christian Malordy, Sprecher im Bergmannstrost.

Oberbürgermeister Bernd Wiegand (parteilos) hatte zuvor die Aufnahme der Patienten als einen Akt der Humanität bezeichnet. „Wir alle verfolgen ganz genau, wie sich die Lage in Italien entwickelt und wie schwierig die Verhältnisse dort sind. In dieser Phase zu helfen, gebietet die Menschlichkeit“, sagt Professor Wrigge.

Vier Corona-Patienten aus Bergamo auf Intensivstation

Die vier Corona-Patienten aus Bergamo werden auf der interdisziplinären Intensivstation in einem isolierten Bereich in zwei Zweibettzimmern betreut. Das Bergmannstrost hat dafür ein eigenes Behandlungsteam zusammengestellt. Die Federführung liegt bei Chefarzt Wrigge. Der promovierte Mediziner gilt als Experte für Lungenkrankheiten, hat über 20 Jahre in Kliniken gearbeitet, die sich auf schwere Atemwegsbeschwerden spezialisiert haben.

„Die Behandlung ist schwierig, weil Antibiotika nicht wirken und wir nur auf die Symptome der Krankheit reagieren können.“ Er verfolge den Ansatz, die Patienten schritt- und zeitweise von den Beatmungsgeräten zu befreien und das eigene Atmen zu unterstützen. „Werden Kranke zu lange künstlich beatmet, schafft das andere Komplikationen in der Lunge. Und das Zwerchfell bildet sich rasch zurück.“ Er gehe davon aus, dass sich die Behandlung mehrere Wochen hinziehen werde.

Auch Elisabeth-Krankenhaus bekräftigt Bereitschaft der Hilfe

Die Patienten waren durch die Rettungsflugwacht „Swiss Air-Ambulance“ in einer Challenger von Bergamo zum Airport Leipzig-Halle geflogen und von dort mit Rettungswagen zum Bergmannstrost gefahren worden. Auch das Uniklinikum in Leipzig hat bereits Patienten aus Bergamo aufgenommen.

Ob noch weitere Covid-19-Erkrankte aus Norditalien nach Halle ausgeflogen werden, ist unklar. Das Elisabeth-Krankenhaus hat am Donnerstag gegenüber der MZ noch einmal seine Bereitschaft bekräftigt, ebenfalls helfen zu wollen, sollte es weitere Anfragen aus Norditalien geben. (mz)

Per Flugzeug wurden hier ein Patient aus Bergamo nach Halle gebracht.
Per Flugzeug wurden hier ein Patient aus Bergamo nach Halle gebracht.
ZB
Sanitäter stehen auf dem Flughafen Leipzig-Halle. Dort sind am Donnerstag Corona-Patienten aus dem italienischen Bergamo angekommen.
Sanitäter stehen auf dem Flughafen Leipzig-Halle. Dort sind am Donnerstag Corona-Patienten aus dem italienischen Bergamo angekommen.
dpa
Die Patienten aus Bergamo werden über die Notaufnahme in die Klinik gebracht. Das medizinische Personal trägt Vollschutz.
Die Patienten aus Bergamo werden über die Notaufnahme in die Klinik gebracht. Das medizinische Personal trägt Vollschutz.
Silvio Kison