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Halle Halle: Grundschüler als Packesel

Von PETER GODAZGAR 02.11.2010, 16:58

Halle (Saale)/MZ. - Die AOK bietet darum seit vielen Jahren den "Schulranzen-Check" an - am Dienstag waren Mitarbeiter der Krankenkasse in einer ersten Klasse der Neumarkt-Grundschule zu Gast. Trauriges Ergebnis: Von 18 gewogenen Ranzen hatte nur einer das optimale Gewicht, alle anderen waren - teils deutlich - zu schwer.

Mehr als fünf Kilo "Gepäck"

Nur der Ranzen des kleinen Darius lag mit einem Gewicht von 3,1 Kilogramm unter der kritischen Marke - am meisten hatte ein Mädchen zu buckeln, deren Ranzen stolze 5,3 Kilo auf die Waage brachte, mithin ein Viertel des Gewichts des Kindes. Der Grund war auch schnell gefunden: Die Erstklässlerin hatte zwei dicke Bücher dabei, die an diesem Tag gar nicht benötigt wurden.

Möglichst höchstens zehn Prozent der Gewicht des Kindes soll ein Ranzen wiegen, heißt es allgemein. Auch bei der AOK ist man sich darüber bewusst, dass diese Faustregel mit Vorsicht zu genießen ist. Klar sei aber, dass Kinder "viel Sinnloses" mit sich herumschleppen, sagt Christian Weiß. Der AOK-Regionalleiter hat bei Tests schon Spielzeug-Bagger und Märchenbücher aus Ranzen gezogen.

Die Aktion solle keinen belehrenden Charakter haben, betont AOK-Sprecher Michael Schwarze. Man halte es aber für wichtig, Eltern und Lehrer für das Problem zu sensibilisieren. Schließlich zeigen inzwischen 40 bis 60 Prozent aller Schulkinder Haltungsschwächen.

Dramatischer wird das Problem nach der Grundschule, wenn die Schüler die Arbeitsbücher nicht mehr in der Schule lassen können. Da gibt es oft gar nicht viel, was weggelassen werden könnte. Auch die Schüler der höheren Klassen sollten indes statt Taschen weiter Rucksäcke tragen, meint Schwarze. Und diese dann richtig festbinden.

Urkunde und Plakette

In dieser Hinsicht hat auch Klassenlehrerin Silvia Jahn am Dienstag etwas dazugelernt. Ihr sei nochmal deutlich bewusst geworden, wie wichtig es ist, die Riemen der Ranzen korrekt einzustellen.

Damit der Rücken nicht so krumm wird, wie bei einer alten Hexe. Mit diesem Bild hatte die Magdeburger Sportwissenschaftlerin Teresa Sacher ihren kleinen Zuhörern die Gefahr verdeutlicht. Für alle Teilnehmer gab es eine Urkunde sowie eine Plakette, auf der das Idealgewicht notiert und die dann auf den Ranzen geklebt wurde.

Die AOK appelliert vor allem an die Eltern: Sie müssten den Ranzen-Check idealerweise jeden Tag machen.

Für den Schulranzen-Check können sich Schulklassen in allen AOK-Geschäftsstellen anmelden.