Halle Halle: Gose war Gemeinderat
Halle (Saale)/MZ. - Dass die Große und die Kleine Gosenstraße nicht nach der Biersorte, sondern nach Johann Christian Gose, einem Maurer und Gemeindevertreter in Giebichenstein, benannt wurden, das wussten bislang nur wenige Hallenser. Selbst Holm Hecker, ein direkter Nachfahre von Johann Christian Gose, erfuhr das erst nach der Wende von seinem Großonkel Volkmar Weber, der in Schweinfurt lebt und der Ururenkel vom Namensgeber der Straßen ist.
"Ich bin als Kind so gut wie jeden Sonntagnachmittag im Burgkino, dem heutigen Probensaal der Staatskapelle, hier in der Großen Gosenstraße gewesen und hatte keine Ahnung, dass die Straße nach meinem Vorfahren benannt war", erzählt er und muss heute darüber lachen. Als die Bürgerstiftung Halle jetzt die Straßenschilder mit einem Zusatzschild versahen, das über den Namensgeber der Straßen aufklärt, war Holm Hecker mit vor Ort. Er gehörte - wie auch Volkmar Weber und eine kleine Gemeinschaft aus Anwohnern - zu den Sponsoren der Zusatzschilder an beiden nach Gose benannten Straßen. Doch wer war dieser Johann Christian Gose eigentlich?
Er wurde im September 1799 als Sohn eines Häuslers und Leinwebers in Giebichenstein geboren. Er war Maurer und besaß in Giebichenstein ein Wohnhaus mit Nebenhaus, dazu einen Garten sowie einen Anger am Saalhang. Sein größter Grundbesitz aber erstreckte sich über gut 17 500 Quadratmeter auf der Fläche der heutigen Gosenstraßen. Ab 1854 gestaltete Gose das Gemeindeleben in Giebichenstein aktiv mit. Als Gemeinderatsmitglied war er mit dafür verantwortlich, wichtige Beschlüsse für Giebichenstein zu fassen. Da wurde zu Dingen des Grundbesitzes, der Steuern, der Armenversorgung und des Baus eines Brunnenhauses ebenso entschieden wie die Anstellung eines Feldhüters zur Überwachung der Äcker sowie zweier Nachtwächter diskutiert wurden.
Der Ort Giebichenstein wuchs im 19. Jahrhundert beständig. Ab 1862 verkaufte Gose von seinem Grundbesitz kleine Parzellen, auf denen Häuser errichtet wurden. Schon 1865 ist die Straße, an der sie standen, in Bauakten als Gosenstraße bezeichnet worden. Laut einer Bauakte soll Johann Christian Gose diese Straße selbst angelegt haben, vermutlich um weiterhin einen Zugang zu seinem verbleibenden Ackerland zu haben.
Am 16. Februar starb Johann Christian Gose an einem Schlaganfall. Er hinterließ fünf erwachsene Kinder und eine minderjährige Enkelin, Kind seiner 1866 an der Cholera verstorbenen Tochter Friederike Amalie. Sein Grab auf dem Friedhof der Bartholomäuskirche ist heute allerdings nicht mehr auffindbar. Die Gosenstraße reichte übrigens zunächst nur vom Schleifweg bis zum Advokatenweg. Erst nach der Eingemeindung Giebichensteins 1900 wurde die sich anschließende Hohe Straße, die bis zur Triftstraße führte, der Gosenstraße angegliedert. Die Kleine Gosenstraße hat man dann erst im Jahre 1876 angelegt.