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Halle Halle: Geheimnisse uralter Häuser

Von CLAUDIA CRODEL 23.08.2011, 17:27

Halle (Saale)/MZ. - Er ist bekannt als einer, der sich um alte Häuser kümmert: der Maler und Grafiker Ralph Penz. Etliche davon haben ihn nicht nur künstlerische inspiriert, er hat nicht nur eine einzigartige Bildchronik des Verfalls in der Innenstadt geschaffen. Ralph Penz hat schon seit DDR-Zeiten für den Erhalt historisch wertvoller Häuser gekämpft, insbesondere in der Mittelstraße, wo er mit seiner Frau Uli Hamers ein 300 Jahre altes Fachwerkhaus vorm Verfall gerettet und zur Galerie umgebaut hat.

Auch seine Beziehung zu den Häusern Mittelstraße 17 / 18 (dem ältesten erhaltenen Fachwerkhaus der Stadt aus dem frühen 16. Jahrhundert und dem sich anschließendem Haus Nummer 18 aus dem frühen 18. Jahrhundert) ist eine lange. Und natürlich hat er dort jede Menge künstlerische Motive gefunden.

In einer Ausstellung beim Bauverein Halle & Leuna eG am Schülershof zeigt er nun Gemälde und Grafiken, die bis auf ein Bild vom Kleinschmieden, alle Motive aus der Mittelstraße darstellen. Am Montagabend war die Vernissage.

Der Ort für die Schau ist kein Zufall, denn der Bauverein Denkmal GmbH, eine Tochter-Gesellschaft des Bauvereins Halle & Leuna, hatte im Jahr 2008 die Häuser Mittelstraße 17 / 18 erworben, hat sie gesichert, gründlich bauarchäologisch untersuchen lassen und will sie nun sanieren.

Penz gibt auf seinen Gemälden vielfältige Einblicke in diese beiden Häuser, dabei spielt bei ihm der Blick aufs Detail eine wichtige Rolle. Selbst uralte Türklinken, Lichtschalter und Steckdosen mit Überputzleitungen auf bröckelnden Wänden hat er festgehalten.

Und er blickt in Räume hinein, aus dem dunklen Treppenhaus in seit vielen Jahren verlassene und doch noch lichtdurchflutete Räume. Wie ein Déjà-vu-Erlebnis gibt es auf diesen Interieurs schemenhafte Gestalten. Auch finden sich Dinge, die ursprüngliche Bewohner zurückgelassen haben könnten. "Beim Malen ist mir die Idee gekommen, das hinzuzufügen", erzählt Penz. Damit wolle er zeigen, dass die Historie der Häuser ja auch mit der Geschichte und dem Leben von Menschen verbunden ist. Neben einer Tür hängt ein vergessener Schlüssel an einem Nagel, auf einem Bügel ein Jackett mit Parteiabzeichen, irgendwo steht ein Koffer mit einem Judenstern, ein umgekippter Holzroller.

Natürlich liefert Ralph Penz mit seiner Ausstellung gleichzeitig auch ein Stück Stadtgeschichte. So hat er sich zwei Grafiken, die bereits Anfang der 90er Jahre entstanden waren, noch einmal vorgenommen und extra für die Schau handkoloriert. Handschriftlich liefert er dem Betrachter obendrein ein wenig Historie der Mittelstraße, die "eine Straße in der Mitte zwischen alter Promenade (heute Universitätsring) und der etwas größeren und imposanteren Barfüßerstraße ist", erläutert Penz. Einst hieß die Mittelstraße Fleischerstraße, denn im Mittelalter waren dort Rinderschlächter ansässig.