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Halle Halle: Gähnende Leere in der Bergschenke

Von heidi jürgens 15.06.2012, 18:57

Halle (Saale)/MZ. - Fachpersonal fehlt

Doch selbst das scheint nicht immer zu gelten: Vergangenen Sonntag machte MZ-Leser Klaus Küppers eine andere Erfahrung: "Die Terrasse ist wegen Personalmangels geschlossen", stand laut Küppers auf mehreren Schildern. "Es waren keine Schirme aufgespannt, nicht mal Selbstbedienung war möglich. Ein Armutszeugnis. Halles schönster Biergarten blamiert die Stadt", kritisiert er. Küppers kann nicht glauben, dass es kein Personal gibt: "Ausschenken, Gläser spülen, Geld kassieren - das machen anderswo Studenten!"

In der Bergschenke sieht man das ganz anders. "Wir suchen ausschließlich Fachpersonal und finden keins", erklärt Alexander Holzweißig, Küchenchef und Mitinhaber der Bergschenke, die zur Betreibergesellschaft Seihosch gehört. Das betreffe nicht nur Kellner, sondern auch Köche. Fachkräfte, die vom Arbeitsamt geschickt würden, seien meistens nicht bereit, hier zu arbeiten. "Und wenn ich nicht genügend Köche habe, kann ich ein so großes Areal nicht versorgen", sagt er. Für Kellner sei der Weg von Küche und Tresen im Restaurant bis zur Saaleterrasse sehr weit und zudem nicht einfach wegen der Stufen. Mit dem Personal, das man habe, könne man derzeit nur den Restaurantbetrieb aufrechterhalten, gegebenenfalls noch den angrenzenden Selbstbedienungsstand. Den Tresen nahe den Saaleterrassen könne man dagegen nicht besetzen. Am vergangenen Sonntag sei zudem Personal ausgefallen, deshalb blieb die Terrasse geschlossen.

Im städtischen Wirtschaftsdezernat bedauert man den Zustand auf der Bergschenke und würde den Betreiber bei der Suche nach Fachkräften sogar unterstützen, wenn dies gewünscht wird, hieß es. Eingreifen in die Geschäftspolitik könne man aber nicht.

Stadtmarketingchef übt Kritik

Stadtmarketing-Chef Stefan Voß, dem das Ganze noch nicht zu Ohren gekommen war, will sich umgehend damit befassen. "Für Touristen ist die Saale und deren Umfeld enorm wichtig. Was macht das für einen Eindruck, wenn die besten Plätze nicht bewirtschaftet werden", kritisiert er.

Dass die Situation auch für andere hallesche Biergartenbetreiber nicht einfach ist, machte eine Umfrage der MZ deutlich. Sie zeigte aber auch, dass man unterschiedlich damit umgeht. Tenor: Es ist ein Saisongeschäft, williges Personal ist schwer zu finden, man muss flexibel sein - Saisonkräfte einstellen oder aber mit dem Stammpersonal auch mal "mehr laufen". In Knoll's Hütte in Dölau und bei Wiederholds auf der Peißnitz gibt es keine Personal-Sorgen. Im Volkspark und im Fritzengarten arbeitet man zu großen Teilen mit Studenten und Selbstständigen, die ein Kleinstgewerbe angemeldet haben. Das aber bedeute bürokratischen Aufwand mit Ämtern und Behörden, erklärt Volkspark-Betreiber Marcus Decker. "Einfach", so Decker, "ist das alles nicht. Aber machbar."