Halle Halle: Friedhof in schönen Bildern
Halle (Saale)/MZ. - Lange vor der Wende hat Uta Tintemann den Stadtgottesacker für sich entdeckt. Da lag der 1557 nach dem Vorbild der italienischen Camposanto-Anlagen - speziell des Camposanto in Pisa - geschaffene Friedhof nicht nur im Dämmerschlaf, sondern fast im Sterben. Denn zu DDR-Zeiten war der Stadtgottesacker dem Verfall preisgegeben - bis 1985 eine Bürgerinitiative und die "Stiftung Stadtgottesacker" die Sanierung des in den letzten Wochen des Zweiten Weltkriegs durch Bomben schwer beschädigten Friedhofs in Angriff nahmen.
Noch zu DDR-Zeiten wurde die "Bauhütte Stadtgottesacker" von engagierten Bürgern gegründet und am 1. März 1990 als einer der ersten Vereine der Stadt eingetragen - als Nachfolger des Arbeitskreises Stadtgottesacker. Nach der Wende konnte die Arbeit intensiviert werden - auch dank der großzügigen Spende von Marianne Witte, inzwischen Ehrenbürgerin der Stadt Halle. Marcus Golter, Absolvent der Hochschule für Kunst und Design Burg Giebichenstein, hat 1998 den ersten Bogen als Diplomarbeit ausgeführt. Der Bildhauer und sein Team arbeiten noch heute dort.
"Seit meiner ersten Begegnung mit dem Stadtgottesacker bin ich seinem Charme erlegen", gesteht Uta Tintemann. Die hallesche Fotografenmeisterin hat nun dem berühmten Friedhof mit einem Bildband ein Denkmal gesetzt. Unzählige Male hat Uta Tintemann den Friedhof aufgesucht, hat Grabanlagen, Schwibbögen und Figuren mit der Kamera festgehalten. 1998 waren sie in der Marktkirche unter dem Titel "Der Stadtgottesacker - er ist gerettet" zu sehen. "Diese Bilder hatten dokumentarischen Charakter", so die Fotografin, die die Restaurierungsarbeiten begleitet hat und damit sowohl den Verfall der Anlage wie auch den beginnenden Wiederaufbau zeigt.
Inzwischen erstrahlt der Stadtgottesacker in neuer Schönheit. 2010 gab es eine zweite Ausstellung in der Marktkirche, die zur Idee des Buches führte. Möglich war dieses dank der Witte-Stiftung. "Mit meinem Buch möchte ich den Hallensern ihren außergewöhnlichen Stadtgottesacker näher bringen", so die Autorin, die auch Besucher "zu diesem einmaligen, stillen und doch so lebendigen Ort hinführen" will.