Halle Halle: Farbmelodien in leisen Tönen
Halle (Saale)/MZ. - An seinem Blau sollt ihr ihn erkennen. Das galt jahrzehntelang für den Maler Karl-Heinz Köhler. Und es gilt natürlich immer noch - egal ob es um seine Halle-Bilder geht oder um seine einsame Meisterschaft, die Kunst der Töne ins Bild zu setzen. Auch dabei ist Köhlers leuchtendes Blau unverzichtbar. Auch ein spezielles Rot, das man sonst kaum zu sehen kriegt, ist aus den den Köhlerschen Werken kaum wegzudenken.
Oder gelegentlich vielleicht doch? Die Galeristin Ursula Niedrig, die zum 75. Geburtstag des Musikmalers gerade eine Ausstellung eröffnet hat, will einen anderen Köhler zeigen. Doch nicht etwa deshalb, weil sie mit Köhlers Blau kein blaues Wunder erleben wollte, sondern vielmehr deshalb, weil es den Rahmen ihrer kleinen Galerie "Kunst im Keller " wohl gesprengt hätte.
Doch was sie bescheidenerweise "nur" als kleines Spezialthema im Lebenswerk des Malers konzipiert hatte, erweist sich nun als echte Entdeckung - als "mal ein ganz anderer Köhler", der aber dennoch ganz unverkennbar er selber ist. Ganz anders sind zwar die Farben - leisere Töne nämlich, als von ihm gewohnt - aber die Vortragsweise, die ist den halleschen Kunstfreunden doch vertraut. Der Sound der Bilder, von dem man bei einem Musikmaler ja sprechen darf - oder muss - der hat jene unverkennbare Dynamik, dieses Jazzige, das Köhlers Farbtöne regelrecht zum Klingen bringt.
Doch wenn man genau hinschaut, dann zeigt sich, dass Köhler auch seinen unspektakuläreren Braun- und Grautönen etwas von jener Brillanz zu verleihen vermag, die zum Beispiel sein Blau ausmachen. Das kann man in der kleinen Auswahl, die die Galeristin getroffen hat, auch an jenen Stellen nachvollziehen, wo Köhler sein Blau auf den Bildern doch mal einsetzt - wie eine Randnotiz, ein Vergleichsstrich oder Beratuntsmuster in Sachen Blau. Um dann aber auch gleich wieder zu zeigen, dass man gut drauf verzichten kann. Wenn man kann! Und Karl-Heinz Köhler kann es natürlich. Er muss es aber nicht. Aber man ahnt, dass ihn das Spielerische an dieser Sache reizt: der Himmel ohne Blau, die Landschaft ohne Grün - das muss einer ja erstmal hinkriegen. Warum er dass aber hinkriegen will, diese Frage führt tief hinein ins Wesen der Kunst. Köhler lässt dann die Formen sprechen. Sie müssen im Zusammenspiel mit den Bewegungen, dem Wogen im Wind zum Beispiel, Wesentliches an einem Stück Natur zeigen, ohne dass es der grünen Signalfarbe bedarf oder des sprichwörtlichen Himmelsblaus. Denn so lässt sich der Blick des Betrachters einmal mehr schärfen: Der Blick ins Innere - und der hinter die Dinge.
Galerie Ludwig-Wucherer-Straße 36, dienstags bis samstags ab 12 Uhr.