Halle Halle: Die Havag will 100 Stellen streichen

Halle (Saale)/MZ. - In der Halleschen Verkehrs AG (Havag) soll der Rotstfit angesetzt werden: Geplant ist, bis 2015 in dem 800-Mitarbeiter-Unternehmen rund 100 Stellen zu streichen, um Kosten zu sparen. Ende dieser Woche will der Vorstand dem Aufsichtsrat einen entsprechenden Beschlussentwurf vorlegen.
Wie Betriebsratschef Ulrich Richter sagte, ist die Havag unter zusätzlichen Kostendruck geraten, nachdem das Unternehmen 2009 dem Stadtwerkekonzern angegliedert worden war. Butterte die Stadt für den zuschussbedürftigen Verkehrsbetrieb bisher rund 23 Millionen Euro pro Jahr zu, müssen diese Zahlungen nun komplett von den Stadtwerken bestritten werden. Deshalb soll der Zuschussbetrag Richter zufolge auf rund 20 Millionen Euro reduziert werden, um die Stadtwerke nicht über Gebühr zu belasten. Zudem hätten Gutachter attestiert, dass die Personalstärke - verglichen mit dem Leistungsangebot - zu hoch sei.
Wegen des hohen Durchschnittsalters der Havag-Belegschaft von rund 50 Jahren rechne man laut Richter damit, etwa 60 Stellen durch altersbedingtes Ausscheiden von Mitarbeitern abbauen zu können. Unklar ist aber, wie die anderen 40 Arbeitsplätze wegrationalisiert werden könnten. "Zu diesen Stellen sind wir mit dem Vorstand bereits in Verhandlung über einen Interessensausgleich", sagte Richter. Dabei seien Altersteilzeitregelungen, Abfindungen sowie ein Umsetzen innerhalb des Unternehmens im Gespräch. Betriebsbedingte Kündigungen seien vorerst wegen des noch bis 2013 geltenden Tarifvertrags ausgeschlossen. Von der Havag-Führung war keine Stellungnahme zu erhalten. Unternehmenssprecherin Antje Prochnow teilte mit, dass man sich vor der anstehenden Aufsichtsratssitzung nicht äußern wolle.
Um die Kostensenkung zu erreichen, steht offenbar auch das Ausdünnen von Nahverkehrsverbindungen zur Debatte. Wie Richter sagte, falle darunter etwa die angekündigte und umstrittene Einstellung der Buslinie 41 nach Lieskau. Das jedoch trifft bei der Gewerkschaft Verdi auf Widerstand. "Wir wollen keine Ausdünnung der Linien und keine erneute Verlängerung der Taktzeiten. Sonst fährt ja niemand mehr mit dem Nahverkehr", sagte Verdi-Bezirkschef Lothar Philipp, der auch im Havag-Aufsichtsrat sitzt.
Eine weitere Unwägbarkeit ist das absehbare Auslaufen des Tarifvertrags: Neben dem Kündigungsschutz enthalte dieser eine Arbeitszeitbegrenzung auf 38 bzw. 36,7 Wochenstunden. Dass die Begrenzung in einem neuen Vertrag fortgesetzt werden könnte, ist nach Richters Einschätzung unwahrscheinlich. Eine Heraufsetzung der Arbeitszeit, verbunden mit höheren Lohnzahlungen, könnte laut Richter aber zusätzliche 30 bis 40 Stellen gefährden.