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Halle Halle: Bunte Haare nicht ohne Muttis «Okay»

Von Lisa Kolde 01.03.2012, 18:35

Halle (Saale)/MZ. - Ob tiefschwarz, platinblond oder kupferrot: Nicht nur Erwachsene, auch Kinder und Jugendliche färben sich immer öfter die Haare. Eine EU-Verordnung soll dem nun einen Riegel vorschieben. Seit September dürfen Friseure bei Kunden unter 16 Jahren nicht mehr ohne Weiteres in den Farbtopf greifen. Allerdings herrscht in den halleschen Salons noch Verwirrung. "Die Kunden sind verunsichert", hat Sven Höhne von "Haarwelten" festgestellt.

In Internetforen wurde in den letzten Monaten darüber diskutiert, wie die Verordnung auszulegen ist. Eines schien nämlich nicht wirklich geklärt: Dürfen Friseure ihren jungen Kunden die Haare überhaupt nicht mehr färben oder nur noch mit Einverständnis der Erziehungsberechtigten? Der Zentralverband des deutschen Friseurhandwerks hat Ordnung in das Chaos gebracht. Auf dessen Internetseite ist zu lesen, dass es sich bei der Verordnung um einen dringenden Warnhinweis handele und nicht um ein striktes Verbot.

Rechtlich seien Friseure auch nicht dazu verpflichtet, sich eine Erklärung vorlegen zu lassen, in der Erziehungsberechtigte ihr Einverständnis geben. Den Friseuren werde das jedoch nahe gelegt.

In vielen halleschen Salons war das schon vor der Verordnung eine Selbstverständlichkeit. "Wenn Jugendliche zum Haarefärben kommen, holen wir uns erst telefonisch ein Okay von den Eltern", so Höhne. Meistens seien Mutter oder Vater bei der Farbveränderung des Nachwuchses aber sowieso dabei. Doch auch die haben manchmal ungewöhnliche Wünsche. "Wir wurden schon gebeten, einem fünfjährigem Kind die Haare zu färben", so Höhne. Das habe der Salon, ganz unabhängig von der Verordnung, abgelehnt. Cathrin Nerger vom Salon New-Styling geht noch einen Schritt weiter und verpasst auch Jugendlichen unter 16 Jahren keine neue Farbe mehr.

Mit gutem Grund: "Der Wunsch nach einer anderen Haarfarbe kann leider ,haarig' enden, denn viele junge Menschen riskieren dadurch manchmal eine lebenslange Allergie, die auch Auswirkungen auf die spätere Berufstätigkeit haben kann", so Andrea Hoppe von der Techniker Krankenkasse. Ursache ist eine Substanz, die in zwei von drei Haarfärbemitteln enthalten ist: Die Chemikalie Para-Phenylendiamin (PPD) kann Hautausschläge, Rötungen und Schwellungen im Gesicht und am Haaransatz auslösen. Experten schätzen, dass in Deutschland rund 1,3 Millionen Menschen überempfindlich auf PPD reagieren. Wer einmal sensibilisiert ist, sollte alle Produkte meiden, die diese Substanz enthalten.

Wünschen sich junge Menschen trotz aller Bedenken neue Farbe im Haar, rät Höhne zu künstlichen Strähnen. Diese lassen sich einfach einstecken. Nerger zeigt Kindern und Jugendlichen ebenfalls Alternativen auf. Vor allem vor Abschlussfeiern und anderen besonderen Anlässen kommen junge Leute zu ihr. "Statt sich dafür Strähnchen setzen zu lassen, ist doch auch ein schöner neuer Schnitt möglich", sagt sie.

Auch wenn volljährige Kunden frei entscheiden können, was sie mit ihren Haaren machen: "Jeder ausgebildete Friseur sollte wissen, dass Färben gefährlich ist - und entsprechend beraten", so Höhne.