Halle Halle: Brausender Beifall für drei große B
Halle (Saale)/MZ. - Restlos ausverkauft ist an diesem Dienstagabend das Opernhaus, kein einziger Platz frei im Parkett und auf den Rängen. Drei Legenden der britischen Jazz-Szene und ihre weltberühmten Bands machen auf ihrer Abschiedstour in Halle Station und geben so die ein- und auch letztmalige Chance, ein halbes Jahrhundert Jazz-Geschichte noch einmal live zu erleben: die als "3 Famous B's" gehandelten Jazzer Chris Barber, Mr. Acker Bilk und Kenny Ball. Für viele im Publikum, das größtenteils jenseits der 50 ist, ist es ein Wiedersehen mit den Idolen aus der Jugendzeit.
Als Chris Barber als Erster die Bühne des Opernhauses betritt, brandet schon Beifall auf. Der sollte bis zum Ende des fast vierstündigen grandiosen Jazz-Abends nicht mehr abreißen. Fünf Titel spielt Barber - mit seinen 81 Jahren immer noch ein eleganter, feiner britischer Herr - zum Einstieg. Vor allem Duke Ellingtons "Jubilee Stomp" wird vom halleschen Publikum begeistert aufgenommen. Ganz dezent hat sich Barber, der schon mehrfach in Halle und vor wenigen Jahren in der Konzerthalle gastierte, am rechten Bühnenrand platziert, um seiner hervorragenden The Big Chris Barber Band zu der ihr gebührenden Wirkung zu verhelfen.
Nach der Pause dann betritt Mr. Acker Bilk die Bühne. Die wenigen Schritte bis zum Mikrofon fallen dem 82-jährigen Jazzklarinettisten sichtlich schwer, aber als er sein Instrument ansetzt, ist er der Vollblutmusiker, den die Jazz-Fangemeinde kennt. Bilk und seiner Paramount Jazzband verdankt die Jazz-Gemeinschaft an diesem Abend ein Konzert der Extra-Klasse, von dem unter anderem Bilks Version von "Stranger on the Shore", ein wunderbares "Blue Berry Hill" und sein gesungenes "When You're Smiling" in bester Erinnerung bleiben werden. Dafür sorgt nicht nur Bilk selbst, sondern vor allem auch sein herausragender Trompeter Rico Tomaso.
Den furiosen Schluss des einmaligen Konzerts der "Famous B's" leiten dann Kenny Ball and his Jazzmen ein. Der 1930 geborene Kenneth Daniel Ball erobert die Herzen des halleschen Publikums im Sturm - ob mit einem verjazzten Mozart oder dem mit viel Spaß und witziger Gestik vorgetragenem Dschungelbuch-Klassiker "I Wanna Be Like You". Spitzeneinsatz zeigt Jazzmen-Drummer Nick Millward, für den so ziemlich alles, was auf der Bühne steht, als Schlagzeug herhalten muss: das Piano, die Mikro-Ständer, ja der ganze Bühnenboden. Gemeinsam mit Bassist Bill Coleman traktiert er dessen Instrument mit seinen Sticks, während Coleman die Saiten zupft - einfach großartig.
Mit "Midnight in Moscow", dem Beatles-Song "All You need is Love" und für den Weg nach Hause noch Louis Armstrongs "Wonderful World" ging um Mitternacht ein grandioser Jazz-Abend, von einem berauschten Publikum mit minutenlangem, stehendem Applaus bedacht, zu Ende.