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Halle Halle: Alles in Butter auf dem Kutter?

Von MICHAEL TEMPEL 09.06.2011, 19:25

Halle (Saale)/MZ. - Der Name steht für Stil, Tradition und für Verbundenheit mit Halle: "MS Händel". Genau mit diesem Anspruch soll das gleichnamige Fahrgastschiff der Firma Arona Maritim künftig Passagiere auf der Saale befördern. Am Donnerstag wurde das Schiff am Anleger am Riveufer getauft. Aber beginnt jetzt eine Art Dampfer-Krieg auf der Saale, ein heißer Wettbewerb um Fahrgäste? Schließlich beklagt die schon seit Jahren auf dem Fluss aktive Reederei Riedel seit einiger Zeit einen herben Gästerückgang.

Nur zum Anmieten

Arona-Geschäftsführer Rüdiger Ruwolt betonte, dass man mit der "MS Händel" ausschließlich Charterfahrten unternehmen wolle, also für Gruppen, die das Schiff samt Kapitän anmieten. Mögliche Ziele der Touren seien Merseburg, Wettin und Salzmünde. "Einen Linienbetrieb wie die Reederei Riedel werden wir nicht anbieten", so Ruwolt. Es gebe für das Chartergeschäft eine große Nachfrage, die bislang nicht abgedeckt werde. Das habe sich beim Party-Floß, mit dem Arona seit drei Jahren Kunden über die Saale schippert, gezeigt.

Eine rege Nachfrage wünscht sich auch Bernhard Freise, der Chef der unweit ansässigen Reederei Riedel. Seine drei Fahrgastschiffe beförderten 2010 zwischen 17 000 und 18 000 Passagiere. 2009 waren es rund 20 000, im Jahr 2005 standen noch 44 000 Fahrgäste zu Buche. In diesem Jahr setzt die Reederei nur noch zwei Schiffe ein. Drei Saison-Mitarbeiter wurden eingespart. Der Gästerückgang ist nach Freises Meinung vor allem wetterbedingt. In der MZ haben aber Fahrgäste die Reederei auch wiederholt wegen Service- und Qualitätsmängeln kritisiert.

Dass ihm die "MS Händel" zusätzlich Kunden abjagt, glaubt Freise jedoch nicht. "Wir sind ja vorrangig im Linienverkehr unterwegs." Zehn bis elf feste Touren gibt es pro Tag. Im Chartergeschäft für größere Gruppen bleibe seine Firma mit ihren großen Schiffen einziger Anbieter in Halle.

Die "MS Händel" kann laut Ruwolt für Gruppen von bis zu 32 Personen gemietet werden. Das schmuck hergerichtete Schiff ist etwa 20 Meter lang. Bis voriges Jahr beförderte es noch als "Wappen von Wettin" weiter flussabwärts Fahrgäste. Doch der Wettiner Reinhard Zametschnik, seines Zeichens auch Fährmann, hat die Passagierschifffahrt aufgegeben und den Dampfer an Ruwolt verkauft.

Die "MS Händel" muss sich künftig aber nicht nur mit der Reederei Riedel die Saale teilen: Die Hafen Halle GmbH, eine Tochter der Stadtwerke, schickt seit Jahren auch die kleinere "MS Rabeninsel" vom Böllberg aus auf Chartertouren, die oft ausgebucht sind. Außerdem entsteht am Riveufer, am Imbiss "Bootshaus 5", ein weiterer großer Schiffsanlager. Imbissbetreiber Andreas Reschke will noch nicht verraten, was er vorhat. "Hier werden aber nicht nur Paddelboote anlegen", sagte er vieldeutig.

Wohlwollende Beobachter

Beim Stadtmarketing, das sich für eine intensivere Nutzung der Saale stark macht, sieht man das wachsende Angebot wegen der großen Nachfrage nach Chartertouren mit Wohlwollen. "Ein gnadenloser Konkurrenzkampf ist aber nicht zu befürchten", meinte Veranstaltungsmanager Knut Scheller.