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Halle Halle: Alle Beile nach Halle?

Von HEIDI JÜRGENS 22.05.2011, 18:07

Halle (Saale)/MZ. - Es könnte etwas ganz Besonderes werden: eine Schau im Stadtmuseum zum Recht und martialischen Strafen vergangener Zeiten, in der auch das Leben des berühmten Hallensers Johann-Friedrich Struensee reflektiert wird. Leihgaben aus Dänemark und der Schweiz, die mit seinem Tod im Zusammenhang stehen - nämlich die Henkersbeile - könnten Attraktion der Schau werden. Anfragen der MZ in den Museen, denen die todbringenden Werkzeuge gehören, sind auf Interesse gestoßen. Im Moment sind die Beile jedoch weit von einander entfernt: Das, welches im Besitz des halleschen Stadtmuseums ist, ist Anfang April auf Reisen gegangen und soll mindestens bis zum Jahresende im Residenzmuseum in Celle gezeigt werden. Ein weiteres gehört zum Bestand des dänischen Nationalmuseums in Kopenhagen, ein drittes wird im Henkersmuseum in Sissach in der Schweiz zur Schau gestellt.

Die Idee, die drei Beile in Halle zu präsentieren, findet Stadtarchivar Ralf Jacob, derzeit auch amtierender Leiter des Stadtmuseums, durchaus beachtenswert. Allerdings: "Es kommt auf die Bedingungen an, Leihgaben sind immer mit erheblichem Aufwand verbunden - nicht zuletzt finanzieller Art. Aber ist das auch Verhandlungssache", sagt er. Vorstellen könnte er sich aber schon, so etwas in Erwägung zu ziehen. Er verweist auf die neue stadtgeschichtliche Dauerausstellung, die Ende des Jahres im Christian-Wolff-Haus eröffnet werden soll und dem 18. Jahrhundert und der Frühaufklärung gewidmet wird. "In der Nachfolge könnte man eine Schau zur Geschichte des Rechtswesens konzipieren, da würden natürlich die Beile gut passen", sagt er.

Und wie sieht man die Sache in Dänemark? Per Kristian Madsen, Direktor des Nationalmuseums in Kopenhagen, sagt: "Leihgaben sind im Prinzip immer möglich, aber man muss über die Bedingungen diskutieren. Und das muss untereinander passieren, um die praktischen Details zu klären." Derjenige, der etwas vom dänischen Nationalmuseum leihen möchte, müsse eine Anfrage stellen, dann würde "das hier begutachtet", sagt Madsen. Er verweist aber auch darauf, dass "man für solche Vorhaben eine lange Vorbereitungszeit braucht."

Im schweizerischen Sissach zeigt sich Guido Varesi eher zurückhaltend. "Mein Museum ist klein, ich betreibe es privat. Alle Stücke habe ich mir sozusagen ,vom Munde abgespart'. Sie sind mein großes Hobby. Die gibt man nicht so einfach weg", sagt er. Die Leute kämen von weit her, um sie zu sehen. Wenn er so ein Wertstück weggeben würde, dann müsse er wahrscheinlich für diese Zeit das Museum zumachen. Und er würde das Beil auch nicht aus den Augen lassen wollen, sondern wohl mit auf die Reise gehen müssen. Dennoch: "Man soll nie nie sagen", meint Varesi. Deshalb also würde er den Gedanken auch nicht gleich "vom Grunde her ablehnen".

In Halle sehen Geschichts-Interessierte die Sache unterschiedlich. Historiker Holger Zaunstöck vom Verein für Hallische Stadtgeschichte würde die Präsentation der drei Beile dann begrüßen, "wenn die Ausstellung einen wissenschaftlichen Hintergrund hat - beispielsweise zur Rechtsgeschichte, zur Rechtspflege und zur Strafpraxis". Klaus Möller, der sich bei der MZ meldete und in seinem Bücherschrank etliches über Rechtsfälle vergangener Jahrhunderte hat - darunter auch zum Fall Struensee - würde sich freuen. "Das gehört doch alles zur Heimatgeschichte und die interessiert doch viele", sagt er.