Halle 96 gegen Bayern München Halle 96 gegen Bayern München: Wie aus VfL- plötzlich FCB-Spieler wurden

Halle (Saale) - Einmal im Leben gegen die Bayern spielen: Egal, und wenn es auch nur die Traditionsmannschaft ist. Auf diesen Kick hatte sich die ansonsten in der zweiten Stadtklasse kickende dritte Mannschaft des VfL Halle 96 bereits seit Monaten gefreut und vorbereitet. Damit sollte das 120 jährige Bestehen des Vereins einen richtigen Kracher bekommen.
Doch als anstatt des in Vereinsfarben getauchten Mannschaftsbusses nur zwei Kleinbusse die Geschwister-Scholl-Straße hochgefahren kamen, war auch den Letzten bei den Saalestädtern klar, dass die Nummer wohl etwas kleiner ausfallen würde als gedacht.
Bayernliga-Traditionself
VfL-Pressechef Andreas Jahnecke klärt auf. „Die Bayern-Spieler, die am Sonnabend bei uns aufgelaufen sind, hatten alle eine sportliche Vergangenheit bei dem großen Verein. Allerdings haben sie nicht in der Bundesliga gespielt, sondern vor 15 und 20 Jahren in der zweiten Mannschaft in der Bayernliga. Deshalb haben wir vorher auch vergeblich um prominente Namen angefragt“, sagt Jahnecke.
Schließlich hatte der VfL ja die Traditionsmannschaft des FC Bayern verpflichtet und nicht das Allstar-Team, in dem Ex-Profis auflaufen und das den finanziellen Rahmen der 120-Jahre-Feierlichkeiten für den Verein mit Sicherheit allein gesprengt hätte.
Und trotzdem wurde es für drei VfLer ein ganz besonderer Nachmittag. Weil die Gäste bereits am Vortag eine Partie bestritten hatten und in Halle nur mit elf Spielern angereist waren, baten sie die Gastgeber um Verstärkung in Form von Auswechselspielern.
VfL-Spieler durften für die Bayern ran
Und so kamen die glühenden Bayern-Fans Carsten Pfeuffer, Ralf-Peter Teller und Willi Algner im gesetzten Alter noch einmal in den unverhofften Genuss, die Trikots ihrer Idole überstreifen zu können. „Die waren stolz wie Bolle“, sagte Jahnecke, der die zweimal 35 Minuten währende Partie mit lustigen Kommentaren von seinem Sprecherturm aus begleitete.
Aber auch allen Spielern in den VfL-Trikots wird diese Partie in Erinnerung bleiben. Denn es gibt beileibe nicht viele Fußballer in Deutschland, die heutzutage behaupten können, die Bayern einmal mit 4:2 bezwungen zu haben. Nur dafür hatte sich auch der Aufwand gelohnt, den speziell VfL-Torschützenkönig Dragan Tomic für dieses Spiel auf sich genommen hatte. Er hat extra seinen Heimaturlaub in Kroatien für einen Tag unterbrochen, um bei diesem Kick vor knapp 200 Zuschauern dabei sein zu können.
Nach dem Abpfiff hatten es die Münchner dann ganz besonders eilig, denn zum Public Viewing vom EM-Viertelfinale zwischen Deutschland und Italien wollten sie wieder in der bajuwarischen Metropole sein. „Sie sind gegen 16.30 Uhr in Halle abgefahren. Das war ein sehr ambitioniertes Unternehmen. Ich weiß nicht, ob sie vielleicht nur bis zu einer Raststätte auf halbem Weg gekommen sind“, sagte Jahnecke. Den VfLern war das egal: Sie hatten ihren ganz besonderen Sieg und Public Viewing. (mz)
