Chance für Straßenkinder Halle: 16 Millionen Euro für Jugendhilfeprojekt "LösBar"

Halle (Saale) - Sie gehen seit Jahren nicht zur Schule, sie verweigern staatliche Hilfe und Unterstützung, sie haben keine Berufsausbildung und leben auf der Straße oder zeitweise in Obdachlosenheimen.
Auf wie viele Jugendliche das in Halle zutrifft, weiß keiner. Doch mit einem neuen Förderprogramm „LösBar“ sollen sie nun erreicht werden. „Jeder hat das Recht auf eine zweite oder dritte Chance verdient“, sagte Sozialministerin Petra Grimm-Benne am Mittwoch bei der Übergabe des Förderbescheides.
Mit dem 1,6 Millionen schweren Paket soll in den kommenden drei Jahren solchen Jugendlichen, die keine schulische oder berufliche Perspektive haben, unter die Arme gegriffen werden.
Sozialarbeiter werden ihnen ganz individuell Wege aufzeigen, wie sie wieder Vertrauen fassen können und doch noch zu einem Schulabschluss und einer Berufsausbildung kommen. Petra Bratzke, Geschäftsführerin der Arbeitsagentur nennt eine erschreckende Zahl: „10,6 Prozent aller jungen Erwachsenen in Halle haben keinen Schulabschluss.“
Zudem steige die Jugendarbeitslosigkeit derzeit auch, während die allgemeine Arbeitslosenquote sinke.
Für„LösBar“ hat sich der Internationale Bund als Projektträger in einem Bewerbungsverfahren durchgesetzt. An drei Standorten in der Stadt - einmal in der Ludwig-Wucherer-Straße im Paulusviertel, einmal in Heide-Nord am Hechtgraben und in Kürze auch in der Südstadt - sollen hier Anlaufpunkte geschaffen werden.
Sowohl auf der Straße als auch in den drei Kontaktstellen sind insgesamt acht Sozialarbeiter aktiv. „Wir machen hier niedrigschwellige Freizeitangebote wie Dart oder Kicker als Einstieg. Neben Beratung und Hilfe können die Jugendlichen sich hier aber auch Waschen und ihre Kleidung reinigen“, sagt Projektleiter Guido Stark, der auch weiter daneben Leiter der Jugendeinrichtung „Roxy“ in Neustadt bleibt.
Das Projekt wird vom Land finanziert, das dafür Mittel aus dem europäischen Sozialfonds erhalten hat. Das Jobcenter Halle übernimmt die Kofinanzierung mit weiteren 300.000 Euro. (mz)