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Hähne krähen bei der Adventsschau im Schafstall

Von MICHAEL FALGOWSKI 13.12.2009, 18:06

OSTRAU/MZ. - Der Indische Zwergkämpfer sieht gar nicht gefährlich aus. Schon aufgrund seiner geringen Körpergröße. Doch der Siegertyp verhält sich mitunter ausgesprochen angriffslustig. "Wir haben einen Hahn, der hackt einem durch die Hose ins Bein", sagt Axel Kuhl lachend: Auch die Rassegeflügelzucht hat also offenbar ihre riskanten Seiten. "Für mich ist es das schönste Hobby der Welt. Ich mache das jetzt seit 40 Jahren", erzählt der 49-jährige Kuhl. Mit seinem Zwergkämpfer, fasanenbraun, hat er den Pokal des Kleintierzüchtervereins Ostrau und Umgebung gewonnen. In der Wettbewerbssparte der großen Hühner siegte Walter Ebert mit seinen goldbraunen New Hampshires, und Reiner Schmidt ist Tauben-Vereinsmeister mit seinen schlesischen Kröpfern.

Es war wie immer am dritten Advent: Die Hähne krähten, die Hühner gackerten, die Tauben gurrten und die Kaninchen verhielten sich weitgehend unauffällig, während am Tresen Bier, Kaffee und Kuchen verzehrt wurden und die Tombola-Preise ausgereicht wurden. Und der Weihnachtsmann schaute auch bei der 48. Vereins- und Weihnachtsschau des örtlichen Kleintierzüchtervereins vorbei. In dem früheren Schafstall, den der Verein 1999 kaufte und aufwendig renovierte, standen in langen Reihen die Käfige mit knapp 500 Tieren. 65 Aussteller hatten ihre Tiere für die Schau vorbereitet, die Krallen manikürt und das Gefieder schmuck gemacht. Bereits zum 19. Mal dabei war auch der Partnerverein Steinfurt-Borghorst aus Nordrhein-Westfalen.

"Wir hatten ja erst im Oktober eine große Ausstellung hier. Ich muss mich bei allen Beteiligten bedanken", war Günter Kieslich froh über das Gelingen der Schau. Der 70-Jährige hat neben dem Vorstand daran einen großen Anteil. Seit 1964 ist er bereits der Chef der Ostrauer Rassegeflügel-Fans, die 1991 mit den Kaninchenzüchtern fusionierten. Kieslich hatte auch diesmal wieder alles im Griff, auch züchterisch: sein blau-gesäumtes Australorps-Federvieh räumte den Großen Siegerpokal ab. Die aus Australien stammende Rasse ist Gegenstand seiner Züchterleidenschaft seit 50 Jahren. "2011 findet die Australorps-Europaverbands-Schau wieder in Ostrau statt. Erwartet werden rund 800 Tiere von 100 Züchtern aus Holland, Tschechien, Belgien oder Luxemburg." Kieslich ist auch Chef der 64 Australops-Züchter Ostdeutschlands.

Seit fast fünf Jahrzehnten sind die Ausstellungen der Ostrauer Kleintierzüchter eine echte Konstante im Leben der Saalekreis-Gemeinde. Das weiß auch Bürgermeisterin Lieselotte Berner (parteilos). Angesichts einer drohenden Überalterung im Verein mit seinen 34 Mitgliedern lobte sie die sechs Jungzüchter der Weihnachtsschau: "Sich für die züchterische Arbeit zu begeistern, das erfordert Disziplin, viel Ausdauer und Tierliebe". Allerdings war am Wochenende nur ein Nachwuchszüchter aus dem Ostrauer Verein dabei: Iven Kuhl. Der Achtjährige betreut gemeinsam mit seinem Großvater Axel und seinem Onkel Danilo Kuhl die Indischen Zwergkämpfer. Die einzigen Züchter dieser Rasse im Saalekreis sind ein Familienunternehmen: "Für mich gehörte die Geflügelzucht einfach immer dazu. Ich bin da reingewachsen. Nur so funktioniert es auch mit dem Nachwuchs", so der 25-jährige Danilo Kuhl.