1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Halle
  6. >
  7. Gründerpreis Halle: Gründerpreis Halle: Kamera filmt, was die Augen nicht sehen

Gründerpreis Halle Gründerpreis Halle: Kamera filmt, was die Augen nicht sehen

Von Oliver Müller-Lorey 18.12.2013, 21:30
Frank Steller gewann in diesem Jahr den Gründerpreis und wollte mit dem Geld etwas Gutes tun.
Frank Steller gewann in diesem Jahr den Gründerpreis und wollte mit dem Geld etwas Gutes tun. Jens Schlüter Lizenz

Lieskau/MZ - Auf den Wunschzetteln, die in diesen Tagen von Millionen Kindern geschrieben werden, stehen vermutlich Spielekonsolen, Handys oder Schmuck. Der elfjährige Stephan aus Zerbst hingegen wünscht sich nichts sehnlicher, als eine normale Schule besuchen zu können. Doch das ist schwierig, denn Stephan ist hochgradig sehbehindert und geht darum auf eine Sonderschule. Bei ihm helfen keine Brillen oder Lupen mehr. Nur mit technischen Hilfsmitteln wäre er in der Lage, etwas zu erkennen und dem normalen Schulunterricht zu folgen. Weil die Krankenkasse ihm die Geräte aber nur teilweise bezahlt, bleibt das für ihn bisher nur ein Traum.

Stephan hat das Schicksal übel mitgespielt. Die Mutter alkoholkrank, der Vater plötzlich verschwunden. Dazu die schwere Augenkrankheit. Weil er zu Hause nicht mehr leben konnte, kam Stephan schließlich zu einer Pflegefamilie, wurde dort liebevoll aufgenommen und fühlte sich wohl. Alles schien sich zum Guten zu wenden doch dann starb seine Pflegemutter völlig unerwartet. Seitdem lebt das Waisenkind im Heim und wünscht sich, wenigstens auf einer normalen Schule Erfolg zu haben.

Frank Steller, dessen Firma in Lieskau (Gemeinde Salzatal) technische Geräte für Sehbehinderte herstellt, hörte vom tragischen Schicksal des Jungen und wollte ihm helfen. Mit seiner Firma Steller-Technology, die 1991 gegründet wurde, hatte er erst in diesem Jahr den mit 3.000 Euro dotierten Gründerpreis gewonnen. Für ihn war es keine Frage, das Geld für einen guten Zweck zu verwenden und Stephan den Teil des Geräts zu schenken, den die Krankenkasse nicht bezahlt hatte. „Er hat wirklich ein hartes Schicksal hinter sich. Ich freue mich, dass wir ihm mit einem unserer Systeme helfen können“, sagt Steller.

Stephan nutzt wie viele andere Sehbehinderte eine Art elektronische Lupe. Dabei filmt eine Kamera den Bereich, den er nicht erkennen kann, etwa eine Computertastatur oder ein Buch. Die Aufnahme wird dann stark vergrößert auf einem Computerbildschirm oder Tablet-PC angezeigt. Zwar hatte Stephan bereits eine solche Kamera für seinen Nahbereich. Um zu erkennen was auf der Tafel vorne im Klassenzimmer steht, brauchte er aber eine zweite Kamera, die die Schrift abfilmt und vergrößert. Die zweite Kamera wird Frank Steller Stephan morgen in seiner Schule in Zerbst überreichen. „Ich hoffe, dass Stephan dann auch bald an einer normalen Schule lernen kann. Er hat es verdient“.