Große Liebe zu dünnem Glas
Halle/MZ. - Ihre erste intensive Begegnung mit dem Werkstoff Glas hatte Marita Voigt Ende der 60er Jahre. Damals war sie Hilfsarbeiterin in einem Glaswerk und bereitete sich auf ihr Studium an der halleschen Kunsthochschule Burg Giebichenstein vor. "Als ich die flüssige Masse im Glasofen gesehen habe, ging es mir durch und durch. Es war, als wenn man seine große Liebe trifft", sagt die 56-Jährige.
Die anfängliche Begeisterung für den zerbrechlichen Werkstoff hat sich bis heute erhalten. Nach dem Studium, das sie 1973 an der Burg abschloss, arbeitete Marita Voigt zunächst als Designerin in einem Glaswerk; seit Mitte der 90er Jahre lebt sie in Schochwitz im Saalkreis als freiberufliche Glasgestalterin.
Fusing (Verschmelzen, Fixieren) nennt sich die Technik, die in den 60er Jahren in den USA entwickelt wurde, und mit der sie zum Teil großformatige Glasbilder, aber auch Schalen und Schmuck herstellt. Dabei wird Dekorfarbe mit dem Pinsel auf ganz dünne Flachglasscheiben aufgebracht. Anschließend werden sie verschmolzen. Das Ergebnis sind gläserne Objekte mit einem malerischen Effekt. "Diesen Bereich der Glaskunst habe ich mir selbst erobert", sagt die gebürtige Güstrowerin.
Inzwischen hat sie sich mit ihren Arbeiten auf dem Kunstmarkt einen Namen gemacht. Davon zeugen Ausstellungen in ganz Deutschland. Im kommenden Jahr wird die zierliche Frau mit dem unüberhörbar norddeutschen Dialekt ihre Werke sogar im finnischen Oulu zeigen. "Diese Einladung hat mich besonders gefreut. Schließlich sind die Finnen im Bereich Glasdesign absolute Spitze".
Den Werkstoff Glas bringt Marita Voigt auch den Schülern des Wettiner Kunstgymnasiums näher. Dort gibt sie seit 1992 Kunstförderunterricht. Auch für die Fusing-Technik konnte sie ihre Schüler bereits begeistern. Seit einem Jahr arbeitet sie mit ihren Klassen an einem regelrechten Großprojekt. Für den Altar-Raum der Wettiner Nikolai-Kirche entstehen Fenster. Im November, so hofft die Künstlerin, soll alles fertig sein.
Die bevorzugte Farbe von Marita Voigts Arbeiten ist ein sanftes Blau. "Dieser Ton passt zu mir", sagt die Mutter zweier erwachsener Töchter. Warum? "Vielleicht weil ich aus dem Norden komme. Sie erinnert mich ans Wasser."