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Gratis-Masken in der Bahn Gratis-Masken in der Bahn: Nicht alle Hallenser sind dankbar - ein Erfahrungsbericht

Von Jonas Nayda 28.04.2020, 14:30
Havag-Azubi Moyaser Alhammoud (r.) übergibt eine Schutzmaske an Sophie Stöckl, die auf dem Weg in die Schule ist.
Havag-Azubi Moyaser Alhammoud (r.) übergibt eine Schutzmaske an Sophie Stöckl, die auf dem Weg in die Schule ist. Jonas Nayda

Halle (Saale) - Straßenbahnfahrer sind für ihre Fahrgäste da. Sie sorgen schließlich dafür, dass sie sicher an ihr Ziel kommen. Die Straßenbahn-Azubis der Halleschen Verkehrs-AG (Havag) sorgen allerdings derzeit noch auf ganz andere Weise für die Sicherheit der Fahrgäste, denn seit zwei Wochen sind sie von morgens bis abends mit vollbepackten Taschen in den Bahnen unterwegs und verteilen kostenlose Mundschutzmasken.

Neben Freude und Dankbarkeit erleben sie dabei auch Sturheit, wenn manche Menschen sich einfach nicht an die Eindämmungsverordnung halten wollen.

Mundschutzmasken sind in diesen Tagen besonders wertvoll

Mundschutzmasken sind in diesen Tagen besonders wertvoll. Manche Geschäfte verkaufen selbst einfache Einmalmasken für mehrere Euro, andernorts sind sie längst vergriffen. Der Inhalt der Tasche, die Luca Friederici trägt, ist also „heiße Ware“. Doch der 18-Jährige nimmt es gelassen.

„Ich bin froh, dass ich nach vier Wochen endlich wieder arbeiten kann“, sagt er. Straßenbahnfahrer sei schon immer sein Traumjob gewesen. Gemeinsam mit seinem Azubi-Kollegen Moyaser Alhammoud hat er die Linien 3 und 8 zugeteilt bekommen. Gut gelaunt und mit jeweils rund 150 Masken in den Taschen steigen sie in die erste Bahn.

Schal als „textile Barriere“ im Sinne eines Mundschutzes

Schon auf dem Weg zum Einstiegsort Franckeplatz haben sie dutzende Masken verteilt. Beispielsweise an Sophie Stöckl. Die 19-Jährige war auf dem Weg zur Schule und hatte sich nur einen Schal umgebunden. Das ist zwar erlaubt, weil auch ein Schal als „textile Barriere“ im Sinne eines Mundschutzes gilt, aber originale Mund- Nasenschutzmasken sind hygienischer. „Ich finde das super, dass hier Masken verteilt werden“, sagt die Schülerin. Die Maskenpflicht findet sie richtig.

Es kommt aber auch vor, dass Fahrgäste die Masken nicht annehmen wollen. Moyaser Alhammoud berichtet, wie eine Frau mit zwei Kindern ohne Maske in der Bahn saß und weder ihren Kindern noch sich selbst einen Mundschutz aufsetzen wollte. „Die wären nutzlos, hat sie gesagt. Da hilft dann auch kein Diskutieren“, sagt der 30-Jährige. Für so einen Fall helfe es, ruhig zu bleiben. Denn wer das Geschenk nicht annehmen möchte, wird nicht dazu gezwungen.

„Es ist ja auch für uns nicht ganz ungefährlich"

Erst wer sich auffällig verhält und trotz mehrfacher Bitte der Maskenpflicht nicht nachkommt, bekommt möglicherweise Probleme mit den Behörden. Die Maskenverteiler der Havag setzen jedoch auf Deeskalation und wollen jeden unnötigen Kontakt vermeiden. „Es ist ja auch für uns nicht ganz ungefährlich, wenn wir täglich mit so vielen Menschen in Kontakt kommen“, sagt Alhammoud. Fahrgäste aus den Bahnen werfen dürfen sie nicht, das dürfen nur dafür ausgebildete Kontrolleure.

Neben der Maskenpflicht haben sich in den Straßenbahnen auch andere Dinge geändert: Die Türen öffnen tagsüber an jeder Haltestelle automatisch, ohne dass man den Öffnungsknopf drücken muss und an jeder Endhaltestelle werden alle Haltestangen in der Bahn desinfiziert. Zwar sind die Straßenbahnen in diesen Tagen deutlich leerer als vor dem Ausbruch der Corona-Pandemie, aber das Maskenverteilen lohnt sich: Mehrere tausend Stück hat die Havag bisher an Hallenser verschenkt.

Bis zum 30. April läuft die Aktion

Bis zum 30. April läuft die Aktion noch und solange können Havag-Kunden auch in den Service-Centern zu jedem Ticket eine Maske für einen Euro dazu kaufen. Mehr als 20.000 Einmalmasken sind so schon über die Ladentheke gewandert.

Auch wenn geschätzt fast 99 Prozent aller Fahrgäste vorschriftsmäßig Mundschutz tragen, sind die beiden Havag-Azubis am Ende ihrer Schicht fast alle Masken losgeworden. „Wir geben gerne auch mal eine Ersatzmaske raus“, sagt Luca Friederici. Die Sicherheit seiner Fahrgäste liege ihm am Herzen. (mz)