Glas-Puzzle aus 1 000 Teilen
LANDSBERG/MZ. - Einen Zehner hat jeder schon mal in eine Spendendose gesteckt - aber 7 800 Euro? Georg Scheuerle und Siegfried Rudloff haben jeweils so tief in die Tasche gegriffen, um zwei neue Altarraumfenster für die Klepziger Kirche zu finanzieren; nun sind die gläsernen Kunstwerke angebracht und wurden feierlich eingeweiht.
Scheuerle ist Geschäftsmann in Queis. Der Protestant gehört schon lange zur Gemeinde in Klepzig, er ist Vorsitzender im Gemeindekirchenrat und unterstützt den Förderverein "Erhalt der Dorfkirche Klepzig" - mittlerweile als stellvertretender Vorsitzender. Trotz seines ehrenamtlichen Engagements legte er vergangenes Jahr auch noch das Geld für eines der Fenster auf den Tisch. Warum? "Ich finde schön, dass es mit der Kirche weitergeht", sagt der 44-Jährige.
Siegfried Rudloff spendete ebenfalls 7 800 Euro. Dem Klepziger bedeutete die Kirche schon in seiner Kindheit viel. Als Kirche und Ort in den 1980er Jahren abgerissen werden und dem Tagebau weichen sollten, war er tief betroffen. Umso mehr bedeutete ihm die Gründung des Fördervereins 1995, die Thomas Mühlbauer - noch heute Vorsitzender - vorantrieb. Rudloff und seine Frau traten bei, engagierten sich für den Sakralbau und spendeten schließlich ein weiteres Chorfenster der Kirche.
Rudloff findet, in den letzten Jahren sei die Kirche schöner geworden. Nach dem Eindruck durch die neuen Fenster gefragt, sagt der 73-Jährige: "Die Kirche sieht feierlicher aus, mehr wie eine Kirche."
Sonnenstrahlen malen rote, grüne, blaue Lichtpunkte auf den Kirchenboden, warmes Gelb strahlt einem entgegen. Jedes der beiden neuen Fenster besteht aus mehr als 1 000 Einzelteilen, die der Kunsthandwerker Manfred Dahmer gezeichnet, geschaffen, auf einem Tisch zusammenmontiert und in vierzehn Einzelteilen angebracht hat. Nur die Schrift malte er nachträglich auf - die Psalmen dafür wählte der Verein aus.
Dahmer hatte vor drei Jahren bereits das Gesamt-Ensemble der drei Fenster entworfen und das erste - auf dem die Jungfrau Maria und der Apostel Petrus zu sehen sind - bereits 2008 angefertigt und eingesetzt. Die zwei Fenster rechts und links davon wurden dagegen zurückhaltend gestaltet, denn zu viel Farbe hätte in der kleinen Kirche erdrückend gewirkt, erklärt der 60-jährige Kunsthandwerker.
Die Einweihung fand im Beisein von Bürgermeister Olaf Heinrich (CDU) statt, auch viele der mittlerweile 170 Vereinsmitglieder nahmen teil. Deren Vorsitzender Mühlbauer freute sich besonders über die Altarraumfenster, schließlich gehörten in jede richtige Kirche auch schöne Fenster, sagt er. Zudem sei durch sie ein ganz anderes Licht im Raum entstanden, findet der 50-Jährige. Einen neuen Plan hat der Verein aber auch schon: Als nächstes soll die Treppe zum Turm erneuert werden.