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Giftige Dämpfe im Klassenzimmer Giftige Dämpfe im Klassenzimmer: Grundschule Landsberg muss drei Räume sanieren

Von michael tempel 18.12.2014, 22:09
Blick in ein leeres Klassenzimmer
Blick in ein leeres Klassenzimmer Reiber/Symbol Lizenz

Landsberg - Weil aus dem Fußboden Gase und Gerüche austreten, die gesundheitsgefährdend sein können, müssen in der Bergschule in Landsberg drei Räume saniert werden. Wie Bürgermeister Olaf Heinrich (parteilos) am Donnerstagabend vor dem Stadtrat sagte, sollen die Räume im Altbau der Grundschule - zwei Klassenzimmer und das Sekretariat - in den Sommerferien 2015 umgebaut werden. Kosten: rund 100.000 Euro. Nach Darstellung des Rathauschefs besteht keine akute Gefahr für Kinder und Lehrer. Das zweifeln jedoch einige Stadträte an.

Schüler und Lehrer klagten über Beschwerden

In der Sitzung war es zu einem heftigen Schlagabtausch gekommen: Auslöser war das Bekanntwerden eines von der Schule bereits 2012 in Auftrag gegebenen Gutachtens der Landes-Unfallkasse, von dem zwar das Rathaus, aber nicht die Stadträte wussten. Der Expertise zufolge, die der MZ vorliegt, wurden in zwei Räumen unter anderem Gesundheits-Richtwerte für die Kohlenwasserstoff-Verbindung Naphthalin überschritten. In einem der Zimmer sei dieser Richtwert zumindest erreicht worden. „Es besteht Sanierungsbedarf“, so die Gutachter. Naphthalin gilt als giftig, es kann Haut- und Schleimhautreizungen sowie Kopfschmerz und Übelkeit auslösen. Dem Vernehmen nach sollen Schüler und Lehrer bereits über derlei Folgen geklagt haben. Naphthalin wird auch eine krebsauslösende Wirkung nachgesagt.

Hätte Stadtverwaltung eher eingreifen müssen?

Die Schule besuchen rund 175 Kinder. Christian Gobst (CDU) warf Heinrich und der Verwaltung vor, trotz des Gutachtens untätig geblieben zu sein und die Situation verschwiegen zu haben. Das wies das Rathaus zurück. Laut dem Bauamt hätten auch die Umfallkassen-Gutachter auf Nachfrage eine akute Gesundheitsgefährdung ausgeschlossen. Ein weiteres Gutachten - später von der Stadt in Auftrag gegeben - habe dies bestätigt. Wie Heinrich sagte, werde deshalb auch davon abgesehen, die Räume zu sperren. Um aber letzte Klarheit zu haben, seien für den Februar weitere und noch umfangreichere Messungen geplant.

Nicht der einzige Punkt, bei dem der Bürgermeister gestern unter Beschuss stand. Allerdings ist ein Vorstoß der CDU, Heinrich vorübergehend ein Dienstverbot zu erteilen, gescheitert. Nach MZ-Informationen stimmte hinter verschlossenen Türen eine Mehrheit der Stadträte gegen einen entsprechenden CDU-Antrag. Die Fraktion wollte Heinrich kaltstellen, weil ihm und Hauptamtsleiter Christian Hoppe vom Landesverwaltungsamt mehrere Rechtsverstöße angelastet werden. Zudem sollen sie der Stadt finanziell geschadet haben. Heinrich weist das zurück.

Eine Mehrheit hat es in der geheimen Sitzung aber für einen weiteren CDU-Antrag gegeben haben: die Einleitung eines Disziplinarverfahrens gegen Heinrich wegen der erwähnten Vorwürfe. (mz)