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Geschichte im Saalekreis Geschichte im Saalekreis: Als Bennstedt noch richtig Kohle hatte

Von Claudia Crodel 25.03.2015, 21:55

Bennstedt - Wie sah das Leben im 19. und in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts in Bennstedt aus? Nur wenige können sich noch erinnern, dass in dem kleinen, heute zur Gemeinde Salzatal gehörenden Ort bis zum Jahr 1939 Braunkohle abgebaut wurde. Spuren davon sind kaum noch zusehen. „Um das Jahr 1820 herum begann dort der Abbau“, sagt Eckhard Oelke.

Der heute 78-jährige, der einst einen Lehrstuhl für ökonomische Geografie an der halleschen Uni inne hatte, kennt sich bestens mit der Bergbaugeschichte im Saalekreis und im Harz aus. Auch im Ruhestand hat der Professor immer weiter in Bergbauarchiven recherchiert und so manches interessante Dokument wieder zutage befördert. Noch heute publiziert er seine Forschungsergebnisse zu Bergbau, Gewerbe und Industrie. Etliche Aufsätze, Broschüren und Bücher entstanden.

Braunkohleabbau in vielen Orten

„Nicht nur in Bennstedt, sondern in vielen anderen Orten im nordwestlichen Saalkreis spielte der Braunkohleabbau einst eine Rolle“, erzählt Oelke und nennt als weitere Beispiele Orte wie Köllme, Langenbogen, Teutschenthal und Zscherben. „Bei all diesen Dörfern gab es kleine Tiefbaugruben“, so Oelke weiter.

Etwa 30 bis 50 Bergleute hätten dort gearbeitet. Man könne davon ausgehen, dass in einem Ort wie Bennstedt etwa 250 Menschen von der Grube ernährt worden seien, wenn man die Familien mit einrechnet.

Etwa 2,5 Millionen Tonnen seien insgesamt über die Jahre bei Bennstedt abgebaut worden. „Aus heutiger Sicht ist das nicht viel“, meint Oelke. Doch man habe für den Bedarf vor Ort abgebaut und zwar so viel, wie man auch brauchte, für die Kalkbrennerei etwa und natürlich für die Haushalte.

Der Abbau bei Bennstedt erfolgte übrigens im südlichen Osten und nördlich des Ortes, war vom Experten zu erfahren. In den rund 120 Jahren Braunkohleabbau bei Bennstedt gab es bisweilen auch mal einen Schachteinbruch oder einen Grubenbrand. Allerdings sei nicht bekannt, dass Menschen dabei ihr Leben ließen. „Jedenfalls gibt es keine amtlichen Aufzeichnungen in den Bergbauarchiven dazu“, fügt Oelke hinzu.

Vortrag des Geografie-Professors

Auch wenn es keine Sensationen in dieser Hinsicht gibt, weiß Eckhard Oelke über den Bergbau bei Bennstedt viel Interessantes zu berichten, was nicht nur alteingesessene Bennstedter interessieren sollte. Wer mehr darüber erfahren will, der sollte sich einen vom Förderverein der Bennstedter Kirche veranstalteten Vortrag des Geografie-Professors im Ruhestand nicht entgehen lassen.

Der Vortrag ist der Auftakt von weiteren Veranstaltungen, den der Kirchenförderverein in diesem Jahr für ein breites Publikum anbietet. Darunter sind Konzerte von kleinen Ensembles oder auf der Orgel. Meist von Musikern aus Halle gestaltet. Auch weitere Vorträge wird es geben. Im Herbst kommt wie bereits in den vergangenen Jahren der Pfarrer und Kunsthistoriker Walter Martin Rehahn aus Halle zu einem Vortrag nach Bennstedt. (mz)

Die Vortragsveranstaltung findet am Dienstag, 31. März, 19 Uhr, im Gemeindezentrum in Bennstedt statt.