Gefährliche Mobilfunkstrahlen? Gefährliche Mobilfunkstrahlen?: Bald keine Antennen mehr auf dem Dach der Pauluskirche?

Halle (Saale) - Genau 29 Antennen sind im Dach der Pauluskirche angebracht. Es sind Funkmasten verschiedener Mobilfunkanbieter. Und die sorgen bei der Bürgerinitiative „Strahlkraft“ schon seit 2014 für Sorgenfalten. „Wir sind alle keine Mobilfunkgegner“, macht Sprecherin Margit Jäschke deutlich. Vielmehr gehe es um die gesundheitlichen Gefahren und mögliche Lösungen.
Gesundheitliche Folgen der Mobilfunkstrahlen auf dem Dach der Pauluskirche?
Nun laufen 2021 zwei der insgesamt vier Verträge aus, die die Paulusgemeinde mit Mobilfunkanbietern abgeschlossen hat. Die Bürgerinitiative drängt darauf, diese Verträge nicht zu verlängern und so die Strahlung zu minimieren. Das Problem: „Bis heute gibt es keine unabhängige Messung der Strahlung“, räumt selbst Margit Jäschke ein. 2014 hatte Vodafone nach Angaben der Bürgerinitiative Messungen vorgenommen, die beispielsweise in einer Wohnung in der Humboldtstraße einen Wert von rund 52.000 Mikrowatt pro Quadratmeter, rund 16.000 an der Kita Hasenberg erreichten. „Der EU-Richtwert liegt bei 100 Mikrowatt pro Quadratmeter“, so die Sprecherin, die aber auch auf Grenzwerte in Luxemburg (24.000 Mikrowatt) oder in der österreichischen Stadt Salzburg verweist (1000 Mikrowatt). Deutschland habe dagegen einen der höchsten Grenzwerte weltweit, er liege bei einer Million Mikrowatt pro Quadratmeter.
Die rechtlichen Voraussetzungen sind also unklar, aber die gesundheitlichen Folgen der Mobilfunkstrahlen stehen für die Bürgerinitiative fest: Krebsleiden seien langfristig die Folge, aber auch Schlaflosigkeit und Nervosität sowie weitere Beschwerden. „Alternativen sind im Paulusviertel möglich“,sagt Margit Jäschke. Hier können man stärker die kabelgebundenen Lösungen nutzen, die schon in der Infrastruktur vorhanden sind - und so die Masten auf die reine Mobiltelefonie reduzieren, das Internet per Kabel ins Haus bringen.
„Es ist schwer hier zu sagen, was richtig und was falsch ist“
Diese Bedenken gegen die Funkmasten hat die Bürgerinitiative dem Gemeindekirchenrat der Pauluskirche vorgetragen, bestätigt Gemeindekirchenratsvorsitzende Ulrike Germann. Eine Entscheidung, ob die zwei Mobilfunkverträge von der Gemeinde gekündigt werden sollen, wurde aber bislang aus einem wichtigen Grund vertagt: Im Oktober wurde ein neuer Gemeindekirchenrat für die kommenden sechs Jahre gewählt. Er soll nach seiner konstituierenden Sitzung im Dezember entscheiden, so Ulrike Germann, die auch im neuen Gemeindekirchenrat vertreten ist.
„Wir haben das Thema bereits in zwei Sitzungen ausführlich diskutiert“, so Ulrike Germann. Es sei schwer, eine verantwortungsvolle Entscheidung zu treffen, da es Positionen und auch Gutachten zur Gesundheitsgefährdung Pro und Contra gebe. „Es ist schwer hier zu sagen, was richtig und was falsch ist“, räumt sie ein und ergänzt: „Es geht nichts ums Geld.“ Pro Vertrag erhalte die Gemeinde 5000 Euro im Jahr, also 20.000 Euro insgesamt, die für den Erhalt der Kirche verwendet werden.
Fraglich ist für sie auch, ob es besser ist, wenn einige oder alle der 29 Antennen an anderen Orten im Paulusviertel auf Dächern angebracht werden. Je höher die Funkmasten angebracht seien, um so besser: „Denn die Strahlenbelastung nimmt mit der Entfernung ab.“ Und einen höheren Ort im Viertel als das Kirchendach gebe es nun einmal nicht. „Schon für die Sitzung des Gemeindekirchenrates im Dezember ist eine Entscheidung geplant“, betont Ulrike Germann.
››Wo überall in der Stadt Funkmasten vorhanden sind, kann man sich auf einer Karte der Bundesnetzagentur anzeigen lassen: https://emf3.bundesnetzagentur.de/karte (mz)